08.03.2014

Review: 300 Rise Of An Empire

Fortsetzungen von "Klassikern", Jahre nachdem sie erschienen sind haben spätestens mit dem im letzten Jahr erschienenen "Die Fantastische Welt Von Oz", der Vorgeschichte zum Klassiker-aller-Klassiker "Der Zauberer von Oz" seinen Höhepunkt erreicht. Obwohl vielleicht nicht ganz so alt, ist auch 300 von Zack Snyder aus dem Jahr 2007 als "Klassiker" zu bezeichnen. Der bis dato einzigartige visuelle Stil der atemberaubenden Verfilmung des gleichnamigen Comics von Frank Miller und die einprägsamen Dialoge, machten aus 300 einen automatisches "must see". Zack Snyder, der für seine visionäre Ästhetik berühmt ist, machte aus dem zunächst zweidimensional wirkenden Actionfilm ein bewegtes Gemälde.

Nun, 7 Jahre später, spendiert man uns 300: Rise Of An Empire. Zack Snyder selbst gab die Regie an den noch unbekannten Regisseur Noam Murro ab, welcher sich alle Mühe gab, den Stil des Erstlings weiterzuentwickeln. Ob diese Quasi-Fortsetzung (die Handlung spielt vor, während und nach den Ereignissen von Leonidas Schlacht an den Thermopylen) den hohen Erwartungen gerecht werden kann, erzähle ich euch hier...

300: Rise Of An Empire macht seeehr viel richtig und sehr wenig falsch. Nicht nur waren alle Befürchtungen, man könnte es hier mit einem Hangover2-wir-kopieren-einfach-nur-den-ersten-Teil-Fiasko zu tun bekommen unbegründet, sondern bietet der Hauptteil des Filmes sogar einen völlig anderen Aggregatzustand. Der Film findet nämlich - im Gegensatz zum ersten Teil - nicht auf festem Land statt, sondern rückt die Kriegsführung zur See in den Vordergrund (ich würde sagen, zirka 70% der Kämpfe im Film finden auf Schiffen statt), für die das antike Griechenland ja eh besonders berühmt war.

Man schafft es diesmal sogar, meine philosophischen Probleme mit dem ersten Teil ("300" war teilweise grenzwertig faschistoid) anzusprechen und zu überwinden. Diesmal nämlich sind es nicht die selektierten Supermenschen, die den dunkelhäutigen und ausschließlich mit dem Charakterzug "böse" ausgestatteten Persern die Hölle heiß machen, sondern gibt uns hier einen Einblick in den Rest der Griechen, gibt den Persern deutlich mehr Persönlichkeit und macht sogar 2 seiner 3 Hauptfiguren zu Frauen. Weniger Heldenverehrung - mehr Tiefe. Wenn du das Gefühl hattest, im originalen 300 kämpft ein überprivilegierter Quarterback (Leonidas) gegen ein überprivilegiertes Einzelkind (Xerxes), scheint der neue Film komplett deiner Meinung zu sein. Wo der 2007er Film perfekt einfing, was man daraus machen wollte, scheint Regisseur Noam Murro etwas höhere Ziele zu verfolgen. Man wollte die durch den Erstling berühmte, adrenalingeladene und zerstörungshungrige Ästhetik anwenden - diese jedoch auch mit dem weiteren politischen und menschlichen Kontext der persischen Kriege zu dieser Zeit (inklusive dessen Einfluss auf die westliche Zivilisation) verbinden. Ich bin nicht sicher, ob Rise Of An Empire all dies tatsächlich schafft, überzeugt aber zumindest als unterhaltsamer Actionfilm auf ganzer Linie. Ich hätte selber wirklich nicht damit gerechnet, wie gut mir letztendlich der Film tatsächlich gefallen hat.

Diesmal ist unser Held der Athener Themistokles, gespielt von Sullivan Stapleton (hier in seiner ersten großen Hauptrolle zu sehen), welcher 10 Jahre vor den Ereignissen an den Thermopylen den Vater von Xerxes in einer Schlacht gegenüberstand und tötete. Xerxes, hier erneut verkörpert von Rodrigo Santoro, schwört auf Rache und rückt, nachdem oberste persische Befehlshaberin Artemisia ihn zum Gottkönig machte, erneut in Griechenland ein. Artemisia, gespielt von Eva Green (bekannt aus Casino Royale und bald auch in einer weiteren Comicverfilmung von Frank Miller zu sehen) ist hier definitiv der große Star der Show. Im Ernst, die gute Dame frühstückt die komplette Liste an Schauspielern, die ebenfalls im Film zu sehen sind! Natürlich hilft es, dass ihre Figur auch die mit Abstand interessanteste und ausgearbeitetste Person im gesamten Script ist. Artemisias Motivationen sind nachvollziehbar und ihr Hunger auf Rache ist so einnehmend und psychotisch (sie köpft einen ihrer Widersacher, küsst den abgetrennten Kopf auf die Lippen und schmeißt ihn danach ins Meer), dass man fast Mitleid mit Xerxes bekommen könnte. Der ist, wie wir im Film schnell erfahren, nämlich eigentlich nicht mehr als die Marionette an den Fäden in Artemisias Hand. Die ist eine wahre Naturgewalt in diesem Film. Überzeugend in den vielen, großartig choreografierten Kampfszenen und einschüchternd in ihren restlichen Szenen voller Sex, passiv-aggressiver Wut und purer Boshaftigkeit. Ich kann mich so spontan an keine bessere Nachahmung der "Komm-zu-mir-auf-die-dunkle-Seite-der-Macht" Situation seit Star Wars erinnern und bin mir sicher, dass diese spezielle Szene zwischen Themistokles und Artemisia noch lange für Gesprächsstoff sorgen wird. 

Der Film als ganzes ist sicherlich nicht ohne Fehler. Leider verliert man nach einem starken Anfang ein wenig an Fahrt und weiß erst im dritten Akt wieder richtig Vollgas zu geben. Der Film ist zwar deutlich blutiger und brutaler als der eh bereits krasse erste Teil, übertreibt es jedoch leider mit dem CGI-Blut ein wenig (ein dezenterer Einsatz der computergenerierten Blutfontänen, hätte das ganze deutlich realistischer aussehen lassen). Auch die restlichen Schauspieler, welche abgesehen von Königin Gorgo (Leonidas hinterbliebene Ehefrau und Königin von Sparta) gespielt von Lena Heady (Dredd, The Purge), können nur schwer mit Eva Green mithalten. Die funktionierenden Teile sind aber definitiv die wichtigen Elemente des Films. Wer auch nur annähernd Fan des ersten Teils war, oder dem Trailer etwas abgewinnen konnte, sollte hier definitiv mal einen Blick riskieren. Wenn man jetzt bedenkt, wie unnötig eine Fortsetzung zu "300" wirkte, kann man hier wirklich nur von einer sehr positiven Überraschung sprechen. 

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