13.02.2015

Review: The Voices

Wer gedacht hätte, dass Kevin Smiths Horrorfilm Tusk für längere Zeit erstmal das abgedrehteste bleiben wird, was wir hier bei Movie Attack Force vorstellen, der hat sich gewaltig geirrt. Kürzlich kam ich nämlich in den Genuss, die Slasher-Komödie The Voices von Regisseurin Marjane Satrapi (Persepolis) zu sehen. Der Film behandelt die Geschichte eines netten, milde autistisch anmutenden jungen Mann, gespielt von Ryan Reynolds (Green Lantern, Blade Trinity, Smokin' Aces), der versucht einer Kollegin auf der Arbeit näher zu kommen. Im Grunde wäre das eine ganz normale, gar süß anmutende Story, wären da nicht seine Haustiere, die mit akzentlastigen Stimmen (von Ryan Reynolds selbst gesprochen) wie Engelchen und Teufelchen bemüht sind, ihn anzustiften, diverse Frauen mit einem Messer zu zerteilen. Hört sich natürlich schon mal nach einem originellen Plot an.
           
Der äußerst originelle Plot von The Voices lädt auch definitiv zu viel schwarzem Humor ein. Regisseurin Marjane Satrapi, der man, nachdem man einen Blick auf ihre bisherige Arbeit geworfen hat, einen solch schrägen Film vermutlich nicht direkt zugetraut hätte, hantiert hier also mit potentiell großartigem Material. Auch das Cast beinhaltet ein paar spannende Namen. Allen voran fällt uns hier natürlich der Hauptdarsteller Ryan Reynolds auf, welcher meiner Meinung nach eine so  unheimlich zwiegespaltene Karriere hat, wie sonst kaum ein anderer Schauspieler in Hollywood. Das erschafft dann möglicherweise ungewollt eine interessante Meta-Ebene, da es sich bei seiner Rolle ja um einen möglicherweise schizophrenen Charakter handelt. Zwiegespalten empfinde ich Reynolds Karriere vor allem deshalb, da er - obwohl er in großen Blockbustern fast ausschließlich Scheiße produziert hat - besonders in den kleinen Indie-Filmen mit großartigen schauspielerischen Leistungen überzeugen konnte. Meinen Lobgesang auf seine One-Man-Show in Buried - lebendig begraben ist dafür das perfekte Beispiel. The Voices ist hier definitiv keine Ausnahme, denn sowohl seine diversen Stimmen für seine Haustiere, als auch die Art und Weise wie er seine Rolle selbst verkörpert, ist bis zum Tüpfelchen auf dem "i" perfekt. 

Desweiteren gehören natürlich auch die Nebendarsteller erwähnt, die mit Anna Kendrick (Up In The Air, Pitch Perfect) und Gemma Arterton (007 - Ein Quantum Trost, Hänsel & Gretel: Hexenjäger) nicht nur mit wunderschönen, sondern auch sehr fähigen Darstellerinnen besetzt sind. Wie auch im wahren Leben kaum verwunderlich, verfällt unser immer seltsamer erscheinende "Held" diesen Damen, nur um bald von den Stimmen seiner Haustiere malträtiert zu werden. Die wollen natürlich nur das Beste für ihn. Was genau das bedeutet, interpretieren Hund und Katze allerdings sehr unterschiedlich. Der Hund versucht stets ihn auf dem rechten Pfad zu leiten, während die Katze hingegen nichts unversucht lässt, die Mordlust in ihm zu entfachen. So ergeben sich im Laufe des Films natürlich diverse ziemlich cool inszenierte Mordsequenzen, die natürlich im Laufe des Filmes immer verstörender werden. Zudem sei auch noch das Design des Films lobend erwähnt. So sieht der in Berlin gedrehte Film tatsächlich dem Mittleren Westen der USA zum verwechseln ähnlich. 

Hier enden allerdings auch die wirklich positiven Aspekte des Films, welcher trotz dem immensen Potential keine uneingeschränkte Empfehlung verdient hat. Insgesamt ist das Werk der iranisch-französischen Regisseurin nämlich bei weitem nicht so gut, wie die Summe seiner Teile zunächst vermuten lässt. Denn trotz der witzigen Idee, trotz der sehenswerten Schauspieler, trotz des tiefschwarzen Humors und trotz der guten Regiearbeit, fehlt in The Voices definitiv das gewisse Etwas, um hier den Touchdown zu landen. Stattdessen dümpelt der Film viel zu lang mit Szenen umher, die sich unnötig ziehen oder doppelt vorkommen. Dadurch wird dann der dritte Akt weiter aufgeschoben, wodurch der Zuschauer nur noch herbeisehnt, dass der Film endlich sein Ende findet. 

So entsteht letztendlich zwar eine - zugegebenermaßen unterhaltsame - Mitte des Filmes, die aber zur Auflösung des chaotischen Abenteuers wenig beizutragen hat. Als dann nämlich tatsächlich das unspektakuläre Finale von The Voices um die Ecke biegt, hat der Film bereits jegliche Energie eingebüßt und die Geduld der Zuschauer mehr als ausgereizt. Schnell wird klar, dass alle Jokes, die Katze und Hund involvieren bereits ausgeschöpft wurden und auch über die Thematik von schizophrenen Killern nichts neues mehr gesagt wird. Auch mit den geköpften Freundinnen, die Ryan Reynolds Figur in seinem Kühlschrank aufbewahrt, haben im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr von Wert beizutragen. Und das, obwohl auch diese natürlich nach ihrem Tod munter weiterquatschen. Zum Ende selbst will ich jetzt gar nicht zu viel verraten, muss aber trotzdem meiner Enttäuschung Luft machen. Die Katharsis des Films ist nämlich nicht annähernd so mutig ausgeführt, wie der Anfang der ungewöhnlichen Horror-Komödie vermuten lässt. Man hätte da einfach konsequenter sein müssen, um die Punktlandung zu meistern. So gibt es leider klare Abzüge in der B-Note. Was bleibt ist ein interessanter (und beizeiten auch witziger) Film, der trotz seines Namens absolut nichts gehaltvolles zu sagen hat. Wem das nichts ausmacht, sei The Voices unter Vorbehalt empfohlen. All diejenigen, die bei ihrer Erwartungshaltung an einen wirklich sehenswerten Film keine Kompromisse eingehen wollen, werden sicherlich woanders glücklicher. 

1 Kommentar:

  1. Ich hab mir schon so was ähnliches gedacht, als ich den Trailer zum ersten Mal gesehen habe: Plot klingt spannend und einigermassen originell, aber wie soll das alles am Ende dann wirklich gut zusammen spielen?

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