Found Footage Filme sind mittlerweile fester Bestandteil der Kinolandschaft. Obwohl man nach dem ersten großen Handkamera-Horrorfilm Blair Witch Project schnell schlussfolgerte, dass bereits alles gesagt worden sei, was man mit diesem "Filmtrick" sagen konnte, waren die Filmstudios anderer Meinung. Sie sahen die enormen Gewinnmargen, welche durch eine so gedrehte Produktion automatisch mit sich bringt (kostet wenig - spielt viel ein) als ausreichenden Grund, uns fortan mit mindestens 2 Found Footage Filmen pro Jahr zu bombardieren. Dieses Jahr waren es sogar bereits schon doppelt so viele! Meistens ist das Horror-Genre dankbarer Abnehmer dieser Technik. Horrorfilme wie beispielsweise der aktuell im Kino laufenden Katakomben müssen eh günstig sein und nutzen die verwackelten Kameras als willkommene Ausrede, das was wirklich passiert nur undeutlich zeigen zu müssen. Auch die Tatsache, dass ein gut gemachter Found Footage Film den Zuschauer direkt in die Mitte der Handlung setzt, verstärkt mögliche Gruseleffekte. Doch auch andere Genres sind im Visier der Produzenten. Aktuell kann man zum Beispiel Storm Hunters sehen. Das ist ein waschechter Katastrophenfilm, welcher dank dem suggerierten "mitten-drin" Gefühl den Zuschauer ermächtigt, einem Tornado lebensbedrohlich nah zu kommen. Doch was sind die besten Found Footage Filme bisher? Hier meine Top 5!
#5 - [REC]
Der spanische Horrorfilm [REC] aus dem Jahre 2007 wird nicht nur regelmäßig als einer der besten Found Footage Filme aufgelistet, sondern gilt gleichzeitig auch als absolutes Juwel des moderneren Zombiehorrors. Die Tatsache, dass hier tatsächlich mal mit frischen, klischeefreien Ideen jongliert wurden half dem Film schnell zu großer Popularität. Auch die von mir oft bemängelten billigen "Jump Scares" sind hier mit bedacht eingesetzt und machen [REC] in erster Linie richtig gruselig. Der 1,5 Millionen Dollar teure Film spielte übrigens weltweit das zwanzigfache (!) seines Budgets wieder ein. So standen natürlich amerikanische Produzenten schnell auf der Matte um den Film mit einem US-Remake nachzuahmen. Der dabei entstandene Film Quarantäne schafft es jedoch nicht, dem originalen Schocker das Wasser zu reichen. [REC] hat mittlerweile (und bei dem Erfolg irgendwie selbstverständlich) drei Fortsetzungen bekommen. Reviews lassen allerdings vermuten, dass man diese auch vernachlässigen kann.
#4 - Troll Hunter
Über diese Norwegische "Mockumentary" aus dem Jahre 2010 habe ich ja bereits einen ganz eigenen Filmtipp verfasst. Auch vier Jahre später ist der einmalige Monsterfilm tatsächlich noch absolut sehenswert. Troll Hunter ist kein reiner Horrorfilm. Auch wenn hier sicher nicht mit gruseligen Stilelementen gespart wird, macht auch ein gewisses Augenzwinkern das einzigartige Feeling des Films aus. Besonders schön zu sehen ist hier, dass wir vor allem endlich mal mit Charakteren gesegnet werden, die tatsächlich echt wirken und nicht über die gesamte Spielzeit nerven. Speziell der charismatische Trolljäger, welcher dem Film seinen Namen gibt, ist so großartig, dass der Spaß einfach garantiert ist. Das schlug sich auch in dem weltweiten Einspielergebnis wieder, welches besonders durch die erfolgreichen Filmfestspiele angekurbelt wurde.
#3 - Blair Witch Project
Der erste richtige Found Footage Kracher war eindeutig die Indiependent-Produktion Blair With Project aus dem Jahr 1999. Nicht nur startete der Streifen einen unfassbaren Hype um den gesamten Globus, auch der Film selbst ist heute, 15 Jahre später immer noch verdammt gruselig. Und das fast komplett ohne Effekte, sondern ausschließlich durch das erzeugte Gefühl der Gefahr und den Dialogen, welche tröpfchenweise den Plot erahnen lassen. Es gab nicht wenige verwirrte Kinobesucher, die tatsächlich dachten, dass die Ereignisse real wären. Das filmische Experiment war also ein großer Erfolg. So groß, dass natürlich unzählige Nachahmer noch heute versuchen, das Rezept zu kopieren. Allein die Menge an Paranormal Activity Filme zeugt von einer gewissen Kreativen Abwärtskurve. Wer sich also tatsächlich noch richtig gruseln will, greift lieber zum Original!
#2 - Cloverfield
Auf den zweiten Platz setze ich einen Film, der sicherlich einige Leser aufregen könnte. Gespalten waren die Meinungen über Cloverfield, dem 2008er Found Footage Monster-Katastrophenfilm von Matt Reeves (Planet der Affen Revolution). Produziert wurde der Film von J.J. Abrams (Star Trek Into Darkness, Star Wars Episode VII), welcher dank seiner berüchtigten Marketingstrategie (allgemein bekannt als "Mystery Box") dafür sorgte, dass niemand so recht wusste, was der Film eigentlich beinhaltet. So wurden hohe Erwartungen und großer Hype erzeugt, der sich bei vielen nicht über den relativ kurzen Film aufrecht hielt. Doch als Found Footage Film ist Cloverfield ein absolutes Meisterwerk, da es hier durchgehend gelungen ist, die Kamera irgendwie plausibel erscheinen zu lassen. Auch das Monster, welches eben nicht immer perfekt vom Objektiv abgelichtet wurde, erzeugt ein großartig einnehmendes Gefühl. Manchen Kinobesuchern war das Erlebte dann allerdings schon zu real, sodass einige den Film aus Übelkeit (Motion Sickness) nicht zu Ende schauen konnten.
#1 - Chronicle
Die Nummer eins geht in diesem Falle ultimativ an den wirklich besten Film der Liste. Chronicle. Klar, man muss hier eindeutig eingestehen, dass die Kameras teilweise ein wenig unsinnig platziert wurden und ja, auch die Erzählstruktur der Haupthandlung wirkt stellenweise ein wenig löchrig. Doch unterm Strich ist Josh Tranks (der sich hiermit übrigens als Regisseur des neuen Fantastic Four Filmes bewerben konnte) Geschichte über die drei grundverschiedene Highschool Schüler, die durch eine wundersame Entdeckung an übernatürliche Kräfte gelangen. Sowohl Darsteller Michael B. Jordan (Fruitvale Station, Fantastic Four) als auch Dane DeHaan (The Place Beyond The Pines, Metallica: Through The Never, The Amazing Spider-Man 2) schauspielen hier auf einem so unfassbar hohen Talentlevel gegeneinander, dass sie kaum zwei Filme später bereits zu den gefragtesten jungen Leuten Hollywoods zählen. Trank schafft es, eine Entstehungsgeschichte von Superhelden so innovativ und realistisch zu inszenieren, die locker auch als normal gefilmte Story funktioniert hätte. Ein zweiter Teil ist bereits in Arbeit! Wer diese absolute Genreperle noch nicht gesehen hat, sollte Chronicle nach Möglichkeit unbedingt nachholen.
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