27.08.2014

Review: Guardians Of The Galaxy

Aufmerksame Leser von Movie Attack Force können sich sicherlich längst denken, wie mir der neue Film der Marvel Studios gefallen würde. Nachdem im März bereits mit Captain America: The Winter Soldier einer der besten Filme des Jahres veröffentlicht wurde, spendiert man uns nun Guardians Of The Galaxy. Das ist nach Hulk, Thor, Captain America, Iron Man und Avengers das neue Marvel Franchise, welches sich in das große Marvel Filmuniversum einfügt. Darüber hinaus ist es auch der erste Film, bei dem selbst eingefleischte Comicfans größtenteils nicht den Hauch einer Ahnung hatten, wer zur Hölle die Guardians Of The Galaxy tatsächlich sind. 

Man könnte also sagen, dass Disney und die Marvel Studios hier ein ziemlich großes Risiko eingegangen sind. Immerhin geht es im Film um eine Gruppe Weltraumpiraten, denen auch ein riesiger Baummensch und ein sprechender (und vor allem fluchender) Waschbär angehört. Ob sich dieses Risiko gelohnt hat, erfahrt ihr hier im Review!
                                                                                           
Guardians Of The Galaxy ist alles, was man sich von einem Marvel Film erhoffen könnte und mehr. Die Charaktere sind durch die Bank interessant und von ihren jeweiligen Schauspielern perfekt dargestellt. Der Soundtrack ist sowohl exzellent als auch voll mit witzigen Referenzen. Die Jokes treffen alle ins Schwarze und machen den Film zum mit Abstand witzigsten aller bisherigen (eh schon ziemlich unterhaltsamen) Marvel Veröffentlichung. Die Story ist in angenehmer Struktur erzählt und brettert mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit an den Zuschauern vorbei, dass es physikalisch gar nicht ermöglicht wird, sich in irgend einer Form zu langweilen. Die Bedenken, Kinobesucher ohne großes Marvel-Vorwissen könnten mit dem abgedrehten Konzept der Sci-Fi-Comedy überfordert sein, waren ebenfalls unbegründet. Guardians Of The Galaxy sieht aus, schmeckt, klingt und fühlt sich in jeder Szene an wie Marvel und schafft es mit fast schwereloser Leichtigkeit Figuren wie Drax The Destroyer, Rocket Racoon und Groot zu etablieren, ohne dass selbst der knauserigste Haarspalter etwas hinterfragt. 

Das alles funktioniert so tadellos, weil Drehbuchautor und Regisseur James Gunn (von dem ich schon seit Jahren großer Fan bin) hier offenbar sehr viel Freiheit hatte, den witzigsten und abgedrehtesten Kram einzubauen, den ihm einfiel. Das will auch was heißen, da der Regisseur mit seinen beiden Filmen Slither - voll auf den Schleim gegangen und Super - Shut Up, Crime! bereits zwei unterschätze Meisterwerke in den Bereichen Horror-Komödie und Superhero-Parodie auf die Welt brachte, die von abgedrehtem Scheiß aus allen Nähten platzen. Ihr dürft also beide Filme gern als Hausaufgabe notieren. Im Mainstream kennt man James Gunn wohl allerhöchstens noch als den Drehbuchautor für Zack Snyders 2004er Remake von Dawn Of The Dead

Witzig und abgedreht ist natürlich schön und gut, macht aber noch keinen guten Film aus. Die Story selbst, die sich in gewohnter Marvel Tradition um einen der Infinity Stones (darüber werde ich zu gegebener Zeit noch mal einen eigenen Beitrag schreiben) dreht, welche schlussendlich als Wegbereiter für das große Finale mit Oberbösewicht Thanos (gesprochen/gespielt/ge-motion captured von Josh Brolin) gebraucht werden, ist überdurchschnittlich gut erzählt und funktioniert. Sie ist natürlich erst mal nur als Grundlage, als Spielbrett zu verstehen, auf der wir die Welt und vor allem die Hauptfiguren kennen lernen. Das sorgt nur leider dafür, dass auch hier wie in vielen Marvel Filmen der große Gegenspieler eher als Wegwerf-Charakter interpretiert werden muss. In Guardians Of The Galaxy ist das jedoch besonders schade, da ungleich des Bösen in beispielsweise Thor 2, der hier eingesetzte Ronan The Accuser (gespielt von Lee Pace) in den Comics eigentlich deutlich mehr zu bieten hätte, als im Film schlussendlich zu sehen war. 

Abgesehen von diesem Punkt, sind aber wie immer alle Figuren genial ausgearbeitet. Wer es nicht für möglich hält, dass ein sprechender, mit riesigen Waffen schießender Waschbär und zweieinhalb Meter großer, laufender Baum, dessen Sprache komplett auf verschiedenen Variationen des Satzes "I am Groot" aufbaut, tatsächlich auch erwachsene Kinobesucher aus dem Sessel hauen kann, wird definitiv eines besseren belehrt. Beide Figuren stehlen in jeder Szene in der sie zu sehen sind allen anderen die Show. Nicht zuletzt auch wegen der exzellenten Vertonung von Bradley Cooper (Silver Linings, Ohne Limit, Hangover I-III), welcher für Rocket Racoon seinen Boston-Slang rausholte und Vin Diesel (Riddick, Fast & Furious), welcher dank seiner tiefen Stimme Groot besonders viel Leben einhauchen konnte. Natürlich kann ich nicht sagen, ob die deutsche Synchro ähnlich gut ist, da ich den Film im O-Ton sah, jedoch gehe ich schwer davon aus, dass an der Synchronisation ausreichend gefeilt wurde. Auch die weiblichen Figuren Gamora und Nebula, jeweils gespielt von Sci-Fi Veteranin Zoe Saldana (Star Trek, Avatar) und Karen Gillian (Dr. Who), wissen zu überzeugen und stehen ihren männlichen Partnern in nichts nach. Überraschen sollte das jedoch wohl niemanden, da Marvel schon immer besonders gut im Besetzungs-Rodeo war. Einzig die Besetzung von Drax The Destroyer, welcher von Wrestling-Star Dave Bautista verkörpert wird, machte mir sorgen. Immer, wenn Rollen an Leute gehen, die man nicht wirklich als Schauspieler bezeichnen könnte, steigt das Risiko, dass der Film von der Spur abkommt. Bautista macht hier allerdings einen großartigen Job und schafft es sogar so viel Charisma in seine Figur zu bringen, dass man sich nun nur noch schwer einen anderen Darsteller in der Rolle vorstellen könnte. In erwähnenswerten Nebenrollen dürfen auch Benicio Del Toro, Glenn Close, John C. Reilly und Michael Rooker nicht vergessen werden, die mit ihren verschiedenen Stilen das Universum unfassbar bunt und lebendig wirken lassen.

Zu guter Letzt sollte natürlich auch Hauptdarsteller Chris Pratt nicht unerwähnt bleiben, welcher als draufgängerischer Space-Cowboy Star-Lord die ungleiche Gruppe anführt. In den Comics ist Star-Lord bisher stets etwas zweidimensional geblieben, weshalb Chris Pratt die Chance hatte, viel von seiner eigenen Persönlichkeit in die Figur mit hineinzubringen. Genau das war es, was der Film auch brauchte, da Pratt nicht nur ein erstklassiger Schauspieler, sondern auch ein absolutes Naturtalent in Sachen Comedy ist. Jeder, der ihn in meiner Lieblingsserie Parks & Recreation (muss man gesehen haben!), oder auch als Hauptfigur Emmet in The LEGO Movie erlebt hat, wird verstehen, warum Pratt mittlerweile einer der gefragtesten Schauspieler der Welt geworden ist. So fügt sich seine Version von Star-Lord, der selbst stellenweise an Luke Skywalker und Indiana Jones erinnert, perfekt in die ohnehin schon gemischte Tüte des Films ein. 

Man kann einfach nur staunen, wie Marvel Studios selbst nach dem nunmehr bereits zehnten Kinofilm in der Lage ist, immer noch solche Homeruns zu schlagen. Ich kann jedem der auch nur im entferntesten Fan von Marvel, Sci-Fi, Star Wars oder einfach nur Spaß und guter Laune ist, allerwärmstens empfehlen, den Film nicht zu verpassen. Das sag ich nicht bloß als großer Comicnerd, sondern als Unterstützer guter Filme. 

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