26.04.2015

Review: Avengers: Age of Ultron

Avengers: Age of Ultron, der bereits 11te Film des Marvel Cinematic Universe zog nun nach langer Wartezeit endlich in den deutschen Kinos ein. Comicfans auf der ganzen Welt ersehnten nach dem gigantischen Erfolg des ersten Teils (Marvel's Avengers schaffte 2012 ein weltweites Einspielergebnis, welches den Film auf Platz 3 der finanziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten katapultierte) die nun angelaufene Fortsetzung. Und ganz, wie es in der Wirtschaft unter dem Ertragsgesetz der Fall ist, muss der neue Film dem ersten Teil noch mal eins drauf setzen. 

Besonders hinsichtlich Bombast und Special Effects gilt diese Mission durchaus als erfüllt, denn Avengers: Age of Ultron ist ein faszinierendes, mitreißendes, Non-Stop-Actionspektakel, welches unbedingt auf der großen Leinwand genossen werden muss. Doch wo der Vorgänger den Bonus genoss, der ein Meilenstein der Filmgeschichte darzustellen (zum allerersten mal in der Geschichte Hollywoods, trafen sich die Charaktere von vorab erfolgreichen Kinofilmen, die in einem zusammenhängenden Filmuniversum leben, in einem großen Blockbuster, um als Team zu agieren), liegt auf Avengers: Age of Ultron die Bürde, dies sogar noch zu toppen. darüber hinaus funktionierte sein Vorgänger auch in Sachen Charaktere, Story und Dialoge. Und da gibt es hier ein wenig Gesprächsbedarf...

Eins sollte vorweg jedem klar sein. Die negativeren Parts der Kritik meinerseits, sind definitiv als "Jammern auf hohem Niveau" zu verstehen, da ich Avengers: Age of Ultron wirklich enorm sehenswert fand. Wie bereits in der Einleitung geschrieben, erwartet die Zuschauer hier ein im wahrsten Sinne des Wortes "fetten" Actionfilm. So beginnt der Film komplett ohne Vorgeplänkel mit einer wahnsinnig genial inszenierten Actionsequenz in einem mit Schnee bedecktem Wald, die wirklich in Sekunden von 0 auf 100 geht (und dort für den kompletten Rest der Sequenz bleibt!). Dieses unheimliche Tempo wird auch für den restlichen Film durchgehalten (in der berühmten Kampfsequenz mit dem Hulkbuster sogar noch angezogen), was gleichermaßen elektrisierend wie auch stellenweise ermüdend wird. Unterbrochen werden diese monumentalen Blockbuster-Sequenzen jedoch nicht wie im Vorgänger von lustigen Dialogen zwischen den Helden unterbrochen (die allerdings auch diesmal ausreichend vorhanden sind), sondern mit massivem Character-Development. So wird neben dem stets zu kurz gekommenen Hawkeye (gespielt von Jeremy Renner), auch eine Beziehung zwischen Black Widow (gespielt von Scarlett Johansson) und dem Hulk (gespielt von Mark Ruffalo) etabliert, der erstaunlich viel Raum zum atmen gegeben wurde.

Diese intensive Charakterzeichnung findet man bei der großen Gefahr des Films leider nicht immer. Ultron (gespielt von James Spader) ist überraschend charismatisch, erschreckend emotional und über alle Maßen interessant. Zwangsläufig bedrohlich, kam er allerdings nicht immer herüber (und das, obwohl die Stimme und das Motion Capturing von James Spader auf den Punkt PERFEKT sind!). Bis auf eine Szene, in der er in Afrika gegenüber Ulysses Klaw (gespielt von Andy Serkis) mit einem fast schon kindischen Wutausbruch die Situation einnimmt, fehlte hier eindeutig das Gefühl von Gefahr. Zu erklären, warum Ultron, eine hochentwickelte künstliche Intelligenz, die mit der Aufgabe ausgestattet wurde, die Erde zu retten, so menschlich - ja sogar kindisch - wirkt, würde wohl in Spoiler-Territorium eindringen. Es sei jedoch erwähnt, dass wir hier mit nahezu Shakespeare-esken Konflikten arbeiten, wie man sie vielleicht tatsächlich noch aus den Mythen der griechischen Antike kennt. Insgesamt also ein großartiger Gegner, der jedoch selten die ominöse "Disney-Schwelle" überschreiten kann, um wirklich Angst zu machen. Meine Erwartungshaltung war eher etwas im Stile des T1000 aus Terminator 2, der mit berechnender Kälte den unnachgiebigsten Gegner darstellt, den man sich vorstellen konnte. Auch in Ultron wird diese Figur irgendwo verborgen sein, möglicherweise sogar in einem eventuellen Directors Cut oder in den Deleted Scenes auf der Blu-Ray. 

Weitere Neuzugänge im Team bekommen wir in Form von Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson) und Scarlet Witch (Elizabeth Olsen), die nicht nur mit sehr coolen, aber spärlich erklärten Superkräften daher kommen, sondern auch mit russischen Akzenten für Abwechslung im Team sorgen. Hier war ich zu Beginn des Films eher skeptisch, ob sich das Einfügen dieser Figuren später wirklich auszahlen würde. Im weiteren Verlauf des Films sind die beiden mir allerdings sehr sympathisch geworden, und sogar so weit ans Herz gewachsen, dass ich regelrecht mitgefiebert habe, wann immer man sie auf der Leinwand zu sehen bekam. Das könnte auch daran liegen, dass wir sie letztes Jahr bei der neuen Verfilmung von Godzilla bereits zusammen gesehen haben. Meine positive Erleichterung gilt auch für mein kleines Highlight des Films: Vision, gespielt von Paul Bettany (welcher bisher immer  als die Stimme von Tony Stark's KI "JARVIS" in Erscheinung trat). Zwar hätte dieser, wie meiner Meinung nach fast jeder der neuen Figuren, ein wenig mehr Screentime verdient, so muss ich jedoch definitiv anerkennen, wie perfekt er hier eingefügt wurde. Nicht nur schaffte Regisseur Joss Whedon es sogar, mit Hilfe der Figur ein paar offene Handlungsstränge des gesamten Marvel Filmuniversums aufzugreifen, er schaffte es zudem auch, der Geschichte des Films einen weiteren, interessanten Spin zu verleihen. Auch die kleinkariertesten Comicfanatiker werden sich hier sehr wohl fühlen, da Vision der wohl am exaktesten aus den Comics gezogene Avenger ist, den wir je hatten. Das ist wirklich der erste Held, der exakt so ist, wie man ihn aus den Comics kannte. Mir persönlich ist sowas nicht so wichtig, jedoch freute ich mich als Comicleser natürlich sehr, mich hier direkt auskennen zu können.

Sich mit den Figuren auskennen, wird möglicherweise die größte und am schwersten zu bewältigende Hürde von Avenges: Age of Ultron sein. Denn nicht nur verlässt sich der Film inhaltlich sehr stark darauf, dass man möglichst viele der 10 vorausgegangenen MCU-Filme gesehen hat, er erklärt auch nahezu NICHTS für diejenigen, die komplett neu im Spiel sind. Selbst wer den ersten Avengers Film sah, wird reichlich Schwierigkeiten haben, sich im zweiten Teil zurecht zu finden. Die Sichtung von Avengers 1, Thor 2; The Dark Kingdom und Captain America 2: The Winter Soldier sehe ich hier als absolute Notwendigkeit an, wenn man wirklich halbwegs verstehen möchte, warum die Dinge auf einmal sind, wie sie sind. Für jeden Frischling wird der Kinobesuch definitiv zu einer unfassbar verwirrenden Ratestunde, in der einige Referenzen ihr Ziel nie erreichen werden.

Referenzen auf zukünftige Filme gibt es allerdings ebenfalls ein paar! Am wichtigsten dabei zum einen der bereits erwähnte Vibranium-Schmuggler Klaw, der von Andy Serkis gespielt wird und mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Gegenspieler von Black Panther in dessen Film auftreten wird und zum anderen der immer weiter aufklaffende moralische Spalt zwischen Steve Rogers und Tony Stark. Beide haben eine Idee von einer besseren Welt, die sich möglicherweise so sehr unterscheidet, dass ein Konflikt in der Zukunft unvermeidbar scheint. Selbstverständlich wird hier auf den Civil War hingearbeitet (nach Marvel's Ant-Man nämlich der nächste Film im MCU), in dem bekannterweise zwei Avengers Teams (jeweils eines angeführt von Captain America und Iron Man) gegenseitig bekämpfen. Details dazu will ich hier mal nicht spoilern, auf diverse Wikipedia-Seiten werden neugierige Fans allerdings reichlich fündig. Die Saat wurde hier jedenfalls äußerst gut gepflanzt, was natürlich auch dafür sorgt, dass stets das Interesse groß bleibt, wie es weiter gehen könnte. Auch Thor geht im Film auf Reisen und deutet einen eher schlecht als Recht zerstückelten, bis jetzt noch wenig Sinn ergebenden Sub-Plot, der möglicherweise in Thor 3: Ragnarok eine Rolle spielen könnte. Hier merkte man jedoch deutliche Schnitte, die das ganze im fertigen Film ein wenig sinnlos aussehen lies.

Als sinnlos würde ich den Kinobesuch insgesamt aber auf keinen Fall bezeichnen. Wer bereits Fan der vorherigen Marvel Filme war, wird hier riesen Spaß haben. Auch noch nicht so überzeugte Kinogänger werden, speziell wenn sie auf Action stehen und sich ein bisschen mit dem MCU vertraut machen, einen unglaublich guten Kinoabend genießen können. Die Kampfszenen sind auf allerhöchstem Marvel Niveau (also immer sehr kreativ und mit einem Augenzwinkern versehen), die Special Effects sind wie zu erwarten war umwerfend (obwohl hier das 3D im Kino meiner Meinung nach etwas überflüssig war) und die Witze und One-Liner im Film zünden mit gewohnter Präzision. Allein die wohl beste Stan Lee Cameo aller Zeiten, brachte das gesamte Kino zum lachen.

Insgesamt ist Avengers: Age Of Ultron also empfehlenswertes Popcorn-Kino, welcher mit realistischer Erwartungshaltung zum Sommer-Blockbuster des Jahres gekürt werden kann. Erwartet man allerdings einen perfekten Film, der den großartigen ersten Teil noch um längen überflügeln vermag, könnte ein wenig enttäuscht aus dem Kino spazieren. Ich persönlich empfand den Film jedoch (trotz kleinerer Beanstandungen) als absolut gelungen. Die Entscheidung, Figuren wie Hawkeye, Hulk und Black Widow (also alle, die keinen eigenen Film spendiert bekamen) ins Rampenlicht zu stellen, war absolut richtig und Kritik, die bemängelt, Teil 2 würde ja nur den Vorgänger imitieren, halte ich für Überzogen. Natürlich erinnert der Endkampf in vielerlei Hinsicht an den ersten Teil, doch geht es meiner Meinung nach viel mehr um den Weg wie es dazu kommen konnte, die Motivationen der Figuren (speziell der Gegenspieler) und der Dynamik unserer Helden. In diesen Kategorien erhalten wir ausreichend frischen Wind um Avengers: Age of Ultron genießen zu können. Definitives Muss für jeden Freund von bombastischer Unterhaltung. 

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