08.03.2015

Review: Seventh Son

Die kürzlich im Kino gestartete Fantasy-Roman Verfilmung Seventh Son vom russischen Regisseur Sergei Bodrov hatte mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen. Bereits locker ein ganzes Jahr vor seiner Erstaufführung war Seventh Son bereits in einem unfertigen Cut illegal im Internet zu finden. Auch viele "Insider"-Stimmen aus Hollywood waren vorab so negativ, dass der Film, welcher immerhin 2 Oscar-Preisträger (Jeff Bridges und nun auch endlich Julianne Moore) in den Hauptrollen hat, von Anfang an unter einem schlechten Stern stand. 

Nun ist er dann allerdings doch endlich nach vielen Verschiebungen im Kino angelaufen und ich konnte ihn vorab durch Zufall bereits in einer Sneak Preview zu sehen bekommen. Ob die Adaption des Jugendbuch-Romans besser ist, als der Ruf, der ihr vorauseilt möchte ich daher heute besprechen! Eins sei allerdings bereits vorab gesagt: nur, wer sich wirklich für Fantasy ala Dungeons & Dragons, Magic: The Gathering oder Herr der Ringe interessiert, wird bei diesem Film den Durchblick behalten.
                                           
Selten komme ich aus dem Kino und kann nicht mal grob umkreisen, ob mir der soeben gesehene Film nun gefallen hat oder nicht. Seventh Son ist einer dieser seltenen Filme, die zwar durchaus schlecht waren, man beim gucken aber dennoch verdammt viel Spaß haben kann. Und damit meine ich jetzt gar nicht mal das übliche Hipster-Getue, bei dem man sich über einen Film lustig macht, weil er schlecht gemacht ist. Seventh Son ist definitiv kein "The Room" oder "Birdemic". Klar, man wird auch hier vermutlich mehr als einmal mit den Augen rollen, doch alles in allem ist es doch ein ganz brauchbarer Film geworden. Speziell Fantasy-Fans bekommen hier wirklich EINIGES zum feiern, da neben Trollen, Geistern, Hexen, Drachen und anderen Fabelwesen, auch wirklich sehr viel Fantasy-Jargon verwendet wird. Solltet man also Fans der oben genannten Franchises sein (speziell Magic: The Gathering kam mir während des Filmes mehrfach in den Sinn), würde man sich hier sicher sehr wohl fühlen. 

Die größte Stärke von Seventh Son ist wohl ohne Zweifel das sogenannte "Pacing". Also die ideale Benutzung der Montage ("Pacing" versteht man auch als "Montagerythmus"). Sprich: eine gute Aufteilung und Gewichtung von Actionszenen, Exposition, Comedy-Elementen, etc. Hier macht der Film eindeutig Boden gut, da er tatsächlich so gut wie nie langweilig wird. Ständig gibt es einen klaren Konflikt und wir hetzen von einer Actionsequenz in die nächste. Und selbst in den Szenen, wo doch nicht alles so klar zu sein scheint, findet sich immer etwas fürs Auge, damit wir nicht müde werden. Gerade bei einem Film der speziell jüngeres Publikum unterhalten möchte, ist das ein absoluter Segen. Dank Smartphones und YouTube ist die Aufmerksamkeitsspanne junger Leute eh schon erschreckend kurz. Seventh Son bietet daher sehr viel sogenanntes "Eye Candy". 

Mit der Substanz hielt sich Regisseur Sergei Bodrov nur scheinbar nicht annähernd so lang auf. So erhalten wir lediglich eine minder fesselnde Story, die zwar leicht verständlich, aber leider nicht ausführlich genug erzählt wurde. Auch die vielen Figuren, welche - so hab ich mir von Fans der Buchvorlage sagen lassen - nur in ganz groben Zügen mit ihren Originalen aus dem Buch zu vergleichen sind, wirken blass und eindimensional. Speziell die drei wichtigsten Figuren des Films erwecken das Gefühl, als wäre ihre gesamte Charakterentwicklung dem Schneideraum zum Opfer gefallen. So ist die Hauptfigur, gespielt von Ben Barnes so Flach und leer wie eine Pappschachtel, Endgegnerin Julianne Moore eine Malen-Nach-Zahlen Version einer bösen Hexe und Jeff Bridges Mentor Figur eine kuriose Mischung aus dem Drunken Master alter 70er Jahre Kung-Fu Eastern, dem "Dude" aus The Big Lebowski und einem schwerst verbitterten Obi-Wan Kenobi.

Ebenfalls geteilter Meinung kann man über die Special-Effects sein. Die sind an manchen Stellen wirklich exzellent (da rennt zum Beispiel ein Schwertkämpfer durch den Film, der mit 6 Armen kämpft und dabei nicht nur cool sondern auch echt realistisch aussieht), an anderen wiederum äußerst veraltet. Immer wenn hier jemand zu einem Haufen Skelett-Asche zerfällt, erinnert das verwendete CGI mehr an Windows 98, als an etwas, dass im Jahre 2015 in den Kinos läuft. Warum genau das so ist, lässt sich vermutlich nur mit Budget-Problemen erklären. Die machen sich auch im Finale bemerkbar, welches eindeutig zu lang, zu unspektakulär und deutlich zu vorhersehbar inszeniert ist. Das allerdings macht Seventh Son erneut zu einer verdammt traurigen Angelegenheit, da der Film uns ungefähr zur Mitte bereits eine Actionsequenz spendiert, die um einiges spannender verläuft. In ihr bekommt es unsere Hauptfigur mit einem riesigen Troll-Monster und einem Wasserfall zu tun - einer Sequenz, die, wäre sie repräsentativ für den gesamten Film, viel gerettet hätte. So bleibt sie allerdings der eine Spitzenmoment viel zu früh im Film, an dem sich der gesamte Rest messen muss und letztendlich scheitert. 

Insgesamt ist Seventh Son ein mittelmäßiger Kinospaß, dessen Genuss man nach maximal 2 Wochen bereits vergessen haben wird. Weder die schön übertriebenen Performances von Jeff Bridges und Julianne Moore, noch die herrlich ernsthafte Auseinandersetzung mit Hexenjägern (im Film und auch im Roman nennt man die "Spooks") und Zauberamuletten, welche bei Vollmond blaue Funken sprühen und magische Superkräfte verleihen, können den Film vorm Ertrinken retten. Die allgemeine Mittelmäßigkeit der Story und der viel zu eindeutige Versuch, hier noch mehrere Teile nachschieben zu können (natürlich wie immer nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Film ein Hit an den Kinokassen wird) besiegelt hier das Schicksal vorzeitig. Bleibt zu hoffen, dass der traurige Untergang von Seventh Son nicht bedeutet, dass wir in Zukunft weniger solcher Fantasy-Spektakel zu Gesicht bekommen. Denn auch, wenn dieser Film nicht gut war, würde ich ihn für eingefleischte Fans von Magie und Zauberei definitiv mal ans Herz legen. 

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