31.05.2014

Review: Edge Of Tomorrow

Wie es aussieht, schulden einige Filmfans Tom Cruise eine ernsthafte Entschuldigung. Denn der neuste Film des Actionstars hat einiges mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick erwarten würde. Edge Of Tomorrow ist nämlich nicht nur ein weiterer Film der ein ausgefallenes Zeitreise-Konzept aufarbeitet, sondern auch ein erstklassiger Sci-Fi Actionfilm welcher auch Genre übergreifend fast alles toppt, was dieses Jahr im Kino zu sehen war. 

Regisseur Doug Liman (Die Bourne Identität, Mr. & Mrs. Smith) zückt hier eine Actiongranate die völlig überraschend alle Erwartungen an die Wand bläst. Warum ihr eigentlich alles stehen und liegen lassen und auf schnellstem Weg ins Kino gehen müsst, lest ihr wie immer in unserem Review!
                
Edge Of Tomorrow ist ein neuer Science-Fiction Film, der es schafft aus bereits bekannten Elementen ein völlig neues Erlebnis zu erzeugen. Oft werden zum Vergleich Filmtitel wie "Source Code", "Starship Troopers" und "täglich grüßt das Murmeltier" in den Raum geworfen um die grobe Prämisse des Films zu umranden. Das ist auch erstmal gar nicht so verkehrt, denn auch hier erlebt unsere Hauptfigur, gespielt von Tom Cruise, den selben Tag immer und immer wieder. Wichtig ist hier jedoch viel mehr die Art und Weise, wie aus diesem Grundgerüst eine spannende und interessante Geschichte erzählt wird. Das schafft Edge Of Tomorrow mit Leichtigkeit. Wir bekommen hier in jeder Hinsicht mehr als wir erwartet haben. Ist die Action gut? Nein, sie ist brillant! Wird die Welt plausibel erklärt? Man fühlt sich sogar mitten drin! Ist der Film vielleicht sogar witzig? Besser, die Comedy trifft voll ins Schwarze! Sind die Schauspieler gut? Weder Emily Blunt noch Tom Cruise waren in letzter Zeit so phantastisch wie hier!

der Trailer gibt einen kurzen Einblick in die Story, verrät aber nicht zu viel!

"Bad Metal Bitch"
Der Trailer, wenn auch ausführlich, spiegelt leider nicht direkt wieder, wie tief man in diese düstere Zukunft gesaugt wird. Eine Zukunft, in der ein außerirdischer Organismus (genannt Mimics) in Europa einschlug und schnell begann, der Menschheit große Schwierigkeiten zu bereiten. Die übrige Menschen (die den übermächtigen Gegnern nichts entgegenzusetzen haben) sammelt sich zu Beginn des Filmes, um einen letzten, kriegsentscheidenden Angriff an der Französischen Küste zu starten (offensichtliche Parallelen zum Sturm auf die Normandie im 2ten Weltkrieg sind ganz eindeutig gewollt). Buchstäblich mitten an vorderster Front steht dabei Tom Cruise. Der ist übrigens einer der Hauptgründe, warum dieser Film so perfekt funktioniert, da er nicht nur erstklassig spielt, sondern auch versteht, dass die ausgefallene Story der eigentliche Star des Films ist. Cruise legt sich hier nichtsdestotrotz richtig ins Zeug, um den Zuschauern eine gute Zeit im Kino zu garantieren. Denkt einfach mal darüber nach, welcher andere Schauspieler so konstant aus allen Zylindern feuert wie Cruise! Er ist über 50 Jahre alt und rennt, springt, fällt, schießt, kämpft als würde sein Leben tatsächlich davon abhängen. Das war eigentlich schon immer so, doch hier sehen wir endlich wieder, dass er auch über die typische "Cruise rettet die Welt" Rolle hinaus ein phantastischer Schauspieler ist. 

Tom Cruise rennt...
Die Schauspieler im Film sind eigentlich alle erstklassig. Neben Tom Cruise (Mission Impossible 1-4, Top Gun, Magnolia), dessen Figur im Film besonders zu Beginn der Reise völlig anders ist, als man es erwarten würde, glänzt auch Bill Paxton als Kommandoführer der Einheit mit der Cruise über Frankreich abgeworfen wurde. Besonders zu erwähnen ist jedoch ganz klar Emily Blunt (Der Plan, Fast Verheiratet, Der Teufel Trägt Prada), welche in ihrer allerersten Actionrolle direkt auf Augenhöhe mit Sigourney Weavers Ripley aus den Alien Filmen und Linda Hamiltons Sarah Connor aus Terminator 2 steht. Ich kann hier eigentlich nicht genug betonen, wie klasse ihre Leistung im gesamten Film ist. Erfrischend ist vor allem, dass die weibliche Hauptrolle hier nicht bloß die "Love-Interest" zu unserer Hauptfigur darstellt, sondern viel mehr eine wirklich fähige und unersetzliche Figur des Filmes ist. Emily Blunt ist für mich jetzt schon die bessere Wonder Woman als die Dame, die jetzt demnächst in Batman v Superman in das Kostüm schlüpfen wird. 

Einziger Negativpunkt könnte höchstens vielleicht das Ende sein, welches ein bisschen vom Ton des restlichen Films abweicht. Die Idee, dass ein Mann hier den selben Tag (ein Tag bei dem er stirbt) immer und immer wieder erlebt ist so faszinierend und bietet so viel Spielraum für kreative Ideen, dass man wirklich froh sein kann, dass ein so fähiges Team mit der Umsetzung betraut wurde. Tom Cruise, von dem man persönlich halten kann was man möchte, liefert hier einen seiner besten Filme aller Zeiten ab und Regisseur Doug Liman hat ein exzellentes Auge für die richtigen Kamerafahrten. Die Action wirkt pompös, der Soundtrack untermalt jede Szene tiefgründig und die Dialoge sind perfekt abgeschmeckt. 

Generell wirkt der Film wie ein Meisterwerk des Timings. Wie eine Achterbahn wechseln sich hier Witz, Action, Drama und Spannung ab, nur um dann bei der finalen Talfahrt den Zuschauern ein befriedigendes Ende zu spendieren. Wer also auch nur im entferntesten auf gute Action oder clever ausgearbeitete Science-Fiction Konzepte steht, sollte Edge Of Tomorrow unbedingt im Kino sehen. Auch die 3D Effekte sind sehr gut eingesetzt und sorgen nicht selten für Gelegenheit, sich an der Armlehne festzukrallen. Normalerweise tendiere ich dazu, die 2D Version zu empfehlen, wenn sie verfügbar ist, hier allerdings halte ich den 3D Aufpreis für gerechtfertigt. Speziell die Art, wie man die Mimics animiert hat (sie bewegen sich in etwa wie die Wächter aus Matrix auf Ecstasy) ist etwas, was man in der Form so noch nie im Kino gesehen hat.

Für alle, die sich Fragen, ob es zu diesem Material auch eine Vorlage gab: Edge Of Tomorrow basiert auf dem japanischen Light-Novel "All You Need Is Kill", welches man schon für wenige Euro bei Amazon bekommt. Ob sich das lohnt, kann ich allerdings nicht sagen, da ich es nicht gelesen habe. Nach diesem erstklassigen Film ist mein Interesse allerdings geweckt!

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