25.02.2015

Review: Parks And Recreation

Gestern Nacht war der Moment gekommen, vor dem ich mich in diesem noch jungen Jahr mit Abstand am meisten gefürchtet habe: Eine Ära fand ihr Ende, als wir unseren letzten Ausflug in die verrückte Kleinstadt Pawnee, Indiana machten, um die finale Episode der siebten und letzten Staffel von Parks And Recreation mitzuerleben. Das bedeutet nicht nur, dass ich mich unter Tränen von meiner absoluten Lieblingsserie trennen musste, sondern auch, dass die TV Landschaft um eine weitere, großartig geschriebene, charismatisch verrückte, unnachgiebig positive und politisch wichtige Serie ärmer wurde. Deshalb ist es nun Zeit au revoir zu sagen und Parks And Recreations Ehrenrunde noch mal gebührend hochleben zu lassen.

Es ist nie leicht etwas gehen zu lassen, was man wirklich lieb gewonnen hat. Die Art und Weise, wie Greg Daniels und Mike Schur (beide haben zuvor an der US-Version von The Office gearbeitet - die deutsche Version hieß Stromberg) es geschafft haben, so liebenswürdige und facettenreiche Charaktere zu erschaffen, macht den Abschied ganz besonders schwer. Nicht zuletzt auch wegen der perfekten Besetzung für dieses unerreichte Ensemble. Wo sonst bekommt man so exzellente Leute wie Aziz Ansari (Männertrip, Das ist das Ende), Chris Pratt (Guardians Of The Galaxy, Her, The Lego Movie), Aubrey Plaza (Life After Beth, Scott Pilgrim vs. The World), Rashida Jones (The Social Network, Die Muppets, The Office), Adam Scott (Stiefbrüder, Walter Mitty, Hot Tub Time Machine 2), Nick Offerman (Wir sind die Millers, 21 & 22 Jump Street, The Lego Movie), Rob Lowe (Wayne's World, Sex Tape, Austin Powers) und natürlich Amy Poehler (Saturday Night Live, Arrested Development) in einem liebevollen Paket zusammengeschnürt? 

"It's the Black Eyes Peas, and I finally killed them."
Ein weiterer Grund, warum mir die Serie so fehlen wird, ist ihr unzerstörbarer Optimismus. Parks And Recreation war in den letzten Jahren stets die eine Konstante, auf die ich mich immer verlassen konnte. Immer wenn es mir schlecht ging, brauchte ich nur 2-3 Abenteuer des chaotischen Grünflächenamtes anzuschauen, und meine Laune war automatisch besser. Besonders in einer Fernsehlandschaft, die mit Breaking Bad, House Of Cards, Hannibal und vielen anderen Serien eher ernstere, in vielen Situationen gar bösartige Töne trifft, schafft es Parks And Recreation sich stets durch schonungslose Positivität abzuheben. Aber nicht nur das längst überfällige Revival von Happy Ends macht die Serie so sehenswert. Ganz nebenbei macht die Serie auch ein paar längst überfällige Statements über Gleichberechtigung, sexuelle Selbstbestimmung, den Wert der Demokratie und der Umwelt. Das ganze beginnt und endet natürlich mit Leslie Knope, der Hauptfigur der Serie, gespielt (und maßgeblich mit-entwickelt) von Amy Poehler. Nicht nur ist es auch heute noch viel zu selten, dass wir eine weibliche Hauptperson in einer Comedy-Show haben, sondern sind die wenigen die es gab, meistens nicht im Ansatz so energetisch, enthusiastisch, kompetent und liebenswert gewesen wie die quirlige Beamtin der fiktiven Kleinstadt Pawnee. 

Johnny Karate vs. Burt Macklin, FBI!
Hierzulande werden viele Comedy- und Serienfans vermutlich gar nicht wissen, was Parks And Recreation eigentlich ist. Wird man in Deutschland seit Jahren ausnahmslos mit The Big Bang Theory, Scrubs und Two And A Half Men bombardiert, findet man die wirklich guten und vor allem verdammt cleveren Sachen (die, die nicht zwangsläufig auf die breite Masse zugeschnitten sind bzw. von dieser im Regelfall nicht kapiert wird) wenn überhaupt nur auf Nischen-Sendern Mittwoch-Nachts um dreißig Uhr. Dieses Schicksal ereilte auch die ersten Staffeln von Parks And Recreation, die nicht nur mit einer eher unliebsamen Sendezeit auf Comedy Central bestraft wurden, sondern auch unter einer furchtbaren deutschen Synchronisation zu leiden hatten. Daher kann ich hier jedem nur wärmstens ans Herz legen, die Serie im O-Ton auszuprobieren. Keine Angst: Das ist sehr verständliches Englisch, und die Jokes, welche oftmals mit Wortwitz und gepflegtem Anti-Humor funktionieren, ließen sich meist eh nicht korrekt übersetzen. Doch auch dank der nun ansteigenden Popularität von Chris Pratt (der ja dank Guardians Of The Galaxy und dem bald erscheinenden Jurassic World zu einem waschechten Filmstar wurde) gibt es möglicherweise noch einen Funken Hoffnung, die Serie auch im deutschen Fernsehen noch mal sehen zu können. Eine Sache, die im Zeitalter des Internets aber sicherlich niemanden daran hindern sollte, noch heute anzufangen, die Show nachzuholen. 

durchhalten!
Die zweite große Hürde, die Parks And Recreation überwinden musste, um ihr volles Potential zu erreichen, war die lediglich 6 Episoden kurze erste Staffel, in der die Figuren noch nicht so ausgereift und die Jokes noch nicht so perfekt platziert waren, wie im kompletten Rest der Show. Ein Stolperstein, welcher der Show in vielerlei Hinsicht möglicherweise sogar das Genick gebrochen hat, da ungeduldige Zuschauer nicht die Zeit investieren wollten, um der Serie eine zweite Chance zu geben. Genau das allerdings hätte sich definitiv ausgezahlt, da Parks And Recreation ab der zweiten Staffel für mich zu den witzigsten Sachen geworden ist, was ich jemals gesehen habe. Generell ist es unglaublich wie die von Einschaltquoten zu Boden geschlagene Serie anschließend so großartig werden konnte. Auch jetzt, am Ende der siebten Staffel fühlt sich die Show frischer an, als je zuvor. Die charmanten Figuren (angereichert durch mannigfaltige Nebencharaktere und Gaststars) und die gnadenlos effektiv gestreuten Insider-Jokes, die nach jeder neuen Folge die Server von Tumblr und 9Gag zum einstürzen brachten, sprechen da eine ganz eindeutige Sprache. 

"It's the best day of the year!"
Nun ist Parks And Recreation zuende. Nach knapp 130 Folgen, verteilt auf 7 Staffeln purem, herz-erwärmendem Chaos ist nun Schluss. Jede unserer ans Herz gewachsenen Hauptfiguren erhielt ihr eigenes kleines Happy End und eine anständige Verabschiedung, die definitiv für die Hardcore-Fans und weniger für den Gelegenheitsgucker gedreht wurden. Auch ein paar fast vergessene Nebenfiguren und Throwbacks an frühere Episoden fanden ihren Weg in die letzte Folge. Es ist  äußerst fraglich, ob ich selbst noch einmal so emotional in eine Serie investiert sein werde (das letzte mal war How I Met Your Mother, einer ebenfalls sehr tollen Serie die jedoch, nicht wie Parks & Rec, viel zu lange lief - ernsthaft, nach Staffel 7 hätte auch hier ebenfalls Ende sein müssen), wie in diese charmante kleine Geschichte über die Mitarbeiter des Grünflächenamtes der verschlafenen Kleinstadt Pawnee, der besten Stadt auf der ganzen Welt.

Auf Wiedersehen, Parks And Recreation
Genieße deinen Platz im Olymp der nicht ausreichend gewürdigten TV-Serien. Lass es dir gut gehen, Treat. Yo. Self. und Bye, bye, little Sebastian. <3

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