17.03.2014

Filmtipp: Buried - Lebendig begraben

Manchmal müssen Filme nicht besonders gruselig sein, um dir trotzdem Angst machen zu können. Manchmal muss nicht viel passieren, um dich vor den Fernseher zu bannen. Auch viel Blut, aufwendige Kostüme oder pompöse Filmsets sind nicht immer notwendig, um für Nervenkitzel zu sorgen. Alles, was dafür wirklich nötig ist, ist eine gute Idee, ein Drehbuch was diese Idee gut transportiert und ein Schauspieler, der uns die Geschichte glaubhaft macht.

Mit dieser minimalistische Art des Erzählens machte sich vor allem der spanische Regisseur Rodrigo Cortés (Red Eyes) einen Namen. Der veröffentlichte 2010 nämlich Buried - Lebendig begraben. Ein Film, der genannten Minimalismus auf die Spitze treibt. Der gesamte Film spielt sich nämlich in einem 2 Quadratmeter großen Raum ab und behandelt auf schockierende Art und Weise was passiert, wenn man lebendig begraben wird. 
Richtig gelesen. Der komplette, 91 Minuten lange Spielfilm wurde komplett innerhalb eines Sarges gedreht. Verschiedene Kameraeinstellungen folgen hier der einzigen Figur die wir im kompletten Film zu sehen bekommen, wie sie mit nichts weiter als einem Feuerzeug und einem Handy mit kaum Empfang und fast leerem Akku versucht, um ihr Leben zu kämpfen. 

kaum Licht
Unsere einzige Begleitperson auf diesem klaustrophobischen Ritt, ist der Amerikaner Paul Conroy, gespielt von Ryan Reynolds (Amityville Horror, Smokin' Aces, Green Lantern), der als einfacher Lastwagenfahrer im Irak für eine Firma Hilfsgüter ausliefert. Nachdem sein Konvoi von Terroristen (?) angegriffen wird und er ohnmächtig wird, findet er sich kurzerhand orientierungslos und panisch in einem Sarg drei Meter unter der Erde begraben wieder. Bei ihm hat er nur ein fremdes Handy, welches die Aufständischen (die Frage ob sie tatsächlich Terroristen sind, ist vom Zuschauer selbst herauszufinden) kurzerhand nutzen um ihn anzurufen und um eine horrende Geldsumme zu erpressen. Conroy versucht nun so schnell wie möglich Hilfe zu bekommen (der Sauerstoff in einem Sarg unter der Erde ist schließlich relativ schnell aufgebraucht), stößt jedoch auch von Seiten seiner Arbeitgeber und der Amerikanischen Regierung auf erschreckend wenig Hilfsbereitschaft. 

kaum Hoffnung
Ryan Reynolds, welchen ich in vielerlei Filmen als eher mittelmäßiges Schauspieltalent bewerten würde, beeindruckt mit einer sehr realistischen Darstellung eines Mannes, der um sein Leben bangt. Selten schaffte es Reynolds, wirklich überzeugend so tiefe Emotionen auf direktem Weg an den Zuschauer weiterzugeben. Die Dialoge, welche entweder Selbst- oder Telefongespräche sind, liefern einige "WTF"- Momente und geben uns regelmäßig neue Details über den anfangs sehr unklaren Hintergrund. Es ist einfach beeindruckend, mit welchem Realismus hier an die Materie herangegangen wird. Conroy ist kein Genie, welcher in wenigen Sekunden das Rätsel löst und sich seinen Weg aus der Lage kämpfen kann. Er ist ein einfacher Mann, verzweifelt und nicht bereit dem fast sicheren Tod ins Auge zu blicken. 

Kaum Luft
Es ist schon erstaunlich, wie man es hier mit so dezenten Mitteln schafft, in einem so limitierten Film, so große Emotionen zu erzeugen. Obwohl wir abgesehen von unserer Hauptfigur nur wenig sehen (und hören), zeigt man uns zwischen den Zeilen so viel mehr. Auch die schnellen Schnitte und Kameraeinstellungen (im Sarg wurden mehrere Kameras installiert, die Reynolds von verschiedenen Seiten filmten), welche den Effekt und das Gefühl verstärken, sich ebenfalls mitten im Geschehen zu befinden, wurden von Regisseur  Rodrigo Cortés (welcher noch nie zuvor an einem so großen Projekt gearbeitet hat) exzellent gewählt. Ebenfalls beachtlich: Die komplette Filmproduktion hat lediglich knapp 3 Millionen Dollar (der Großteil ging wohl an Reynolds und Marketing) gekostet, was für einen Film von dieser Qualität tatsächlich unfassbar wenig ist. 

Natürlich ist der Film nicht ganz ohne Schwächen. Hin und wieder erscheint einem so manche Entscheidung Conroys als ein wenig übertrieben oder zu weit hergeholt und auch ein paar Plot-Löcher, welche nicht vollständig am rapiden Ende des Filmes aufgeklärt werden, haben sich hier eingeschlichen. Dies sind jedoch nur ein paar Kleinigkeiten, welche im Vergleich zu der großen Menge an Dingen, die dieser äußerst experimentelle Film richtig gut macht, kaum ins Gewicht fallen sollten.

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