23.03.2014

Filmtipp: Memento

Christopher Nolan (Batman Begins, The Dark Knight, Inception) ist ein Regisseur, der durch intelligente, den Zuschauer fordernde Filmkonzepte schon sehr früh zu einem der angesehensten Filmemachern der Branche avancierte. Doch wo man den Briten heute wohl besonders durch den großartigen aber ein wenig überbewerteten Inception (ich kann immer noch nicht fassen, wie viele Leute Probleme hatten, diesen Film zu verstehen) und der düsteren Batman Trilogie kennt, wird eines seiner früheren Werke oft vergessen. Warum dies ein Fehler ist, besprechen wir im heutigen Filmtipp zu: Memento

Memento ist ein unorthodox inszenierter Mindfuck-Thriller aus dem Jahre 2000. Das Drehbuch basiert auf die Kurzgeschichte "Memento Mori" von Jonathan Nolan, welcher auch half, das Drehbuch zu schreiben. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hier um dem kleinen Bruder von Christopher Nolan, welcher von der Geschichte so begeistert war, dass er sich entschloss einen Film daraus zu machen. 

In Memento folgen wir Leonard, gespielt von Guy Pierce (Iron Man 3, L.A. Confidential), der mit der Hilfe von Natalie und Teddy, gespielt von Carrie-Ann Moss (Disturbia, Matrix Trilogie) und Joe Pantoliano (Matrix, Daredevil, Die Goonies) versucht, den vermeintlichen Mörder seiner Frau zu schnappen/töten. Dieser Plan stellt sich jedoch als verdammt schwierig heraus, da er seit dem Vorfall (laut Leonards verbleibender Erinnerung wurden sie von einem Einbrecher angegriffen) kein Kurzzeitgedächtnis mehr hat. Er weiß wer er ist und wie sein erstes Haustier hieß, jedoch nicht was er vor 5 Minuten gemacht hat. Das sorgt natürlich für eine Wagenladung an Problemen...

Es gibt sehr viele Filme, die "Erinnerungen" als zentrales bzw. untergeordnetes Thema verwenden, im philosophische Ideen zu transportieren. Wir lernen nämlich viel über uns selbst, wenn wir beobachten, wie wir uns verhalten. Erinnerungen spielen in unserem Leben ein zentrales Thema. Besonders im Sci-Fi Bereich haben wir hier eine Vielzahl großartiger Filme zur Auswahl, die ebenfalls damit arbeiten: Dark City, Vergiss mein nicht, Matrix, Total Recall und auch Inception zu gewissem Anteil. In allen davon geht es zu gewissem Maße darum, wie wir Menschen fähig sind, Erinnerungen zu deuten und sogar zu manipulieren. Meistens gebrauchen wir diese, um uns eine bessere Zeit, ein glücklicheres Leben und eine schönere Welt zu schaffen. Das interessante an Memento ist, dass unsere Hauptfigur seine Erinnerungen manipuliert, um seine eigene Welt schlechter zu machen. Natürlich ist Memento kein Sci-Fi. Die Krankheit, eine spezielle Form der Amnesie, gibt es tatsächlich (wenn auch sehr, sehr selten). Leonard kämpft gegen seinen Zustand mit unübersichtlichen Notizen, Polaroids und selbst gestochenen Tattoos, welche seinen ganzen Körper bedecken. 

Wie man Nolan mittlerweile kennt, ist natürlich nichts wie es scheint. Sowohl Leonards Bekanntschaften Teddy und Natalie, als auch sein obsessiver Feldzug nach Rache für den Tod seiner Frau, sind im Grunde viel komplizierter, als sie rein oberflächlich zu sein scheinen. Nathalie verfolgt ganz eigene Interessen und auch Teddy scheint sich den Gedächtnislücken seines Freundes für eigene Spielchen zu nutzen zu machen. Auch die Geschichte über Sammy Jenkins, einem anderen Menschen mit der selben Krankheit, welchen Leonard noch aus seinem alten Leben kennt, scheint in Realität eine ganz andere Wendung zu haben.

Der gesamte Film ist ein großes Ratespiel, welches in einem noch nie zuvor dagewesenen Stil gedreht wurde, um uns in die selbe Situation zu versetzen, wie die Hauptfigur. Der Film ist nämlich in 2 aufeinander zudriftende Segmente unterteilt, die in falscher Reihenfolge gezeigt werden. Wo die Schwarz/Weiß gedrehten Segmente rückwärts in der Zeit laufen, scheinen die in Farbe gedrehten Teile chronologisch richtig zu laufen. Doch erst ganz zum Schluss, wenn sich beide Linien kreuzen, können wir als Zuschauer voll begreifen, was im Film tatsächlich passiert ist. Das bringt uns somit ganz wie Leonards Gedächtnisproblem dazu, anzuzweifeln was kurz zuvor passierte. In Worte zu beschreiben, wie diese Technik tatsächlich im Film aussieht, kann eigentlich gar nicht komplett einkreisen, wie hilflos man sich tatsächlich ebenfalls fühlt (auf der DVD gibt es übrigens eine geheime Funktion, wodurch man sich den Film in der "richtigen" Reihenfolge ansehen kann - das nimmt allerdings ein wenig die Magie aus dem Rätsel).  

Wer also auf intelligent konstruierte und exzellent ausgeführte Filmkunst voller Spannung steht, liegt hier goldrichtig. Besonders, wenn man wie ich Freude daran hat, selbst mitzurätseln, wer hinter all dem stecken könnte. Die Auflösung auf diese Frage jedoch, könnte dann aber enttäuschen. Nicht, weil sie vielleicht zu offensichtlich war, oder schlecht gemacht wäre - ganz im Gegenteil - doch eher, weil man sich wohl mit der mit Abstand dunkelsten und traurigsten Interpretationsmöglichkeit abfinden muss. Generell sollte jeder, der ein bisschen was von der "Filmkunst" als solche versteht, dieses Meisterwerk gesehen haben. Doch auch Gelegenheits-Filmgucker erhalten hier definitiv etwas sehr sehenswertes für ihr Geld. 

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