Wer hätte das vor gut 15 Jahren für möglich gehalten? Zombies, damals noch eher erweiterte Gruselkost für fortgeschrittene Horrorfans, sind mittlerweile so Mainstream wie Rihanna oder Trendy Eistee von Netto. Doch wie konnte das passieren? Die Liebe zu schaurigen Filmen ist natürlich nicht neu, die allgemeine Akzeptanz jedoch mittlerweile in einem Bereich, der ziemlich starken Absatz generieren kann.
Das hat natürlich vor allem mit dem Aufkommen des Survival-Horror Genres auf Spielekonsolen angefangen, die durch Spiele wie zum Beispiel Resident Evil besonders viele junge Erwachsene begeistern konnte. Viele Nachahmer folgten und ein Trend war geboren. Den bisherigen Höhepunkt jedoch erlangten die Untoten aber sicherlich durch die schmerzhaft durchschnittliche TV Serie The Walking Dead, welche regelmäßig Millionen von minderjährigen Mädchen an die Fernseher bannt, obwohl absolut nichts passiert. Doch das ist ja noch längst nicht alles, was der übersättigte Zombie-Markt zu bieten hat...
Flaschendrehen 5. Klasse |
Als besonders großartig konnten diese "seriösen" Versuche, dem einstigen Glanz des Genres gerecht zu werden, nun wirklich nicht bezeichnet werden. Die Resident Evil Verfilmungen ergeben durch die Bank (komischerweise hat man bis jetzt schon 5 Filme gedreht!) gar keinen Sinn und The Walking Dead ist eine unglaublich unspannende Verfilmung eines extrem mittelmäßigen Comics. Obwohl natürlich beide Serien unheimlich viel Geld einspielen, was die Erfolgswelle des Genres natürlich ständig größer und größer werden lässt. Dies sorgt leider auch oft zu einem kreativen Vakuum, in dem durch profitorientierte Autoren keine neuen Akzente gesetzt werden, sondern uns lediglich "more of the same" aufgetischt wird. An diesem Punkt befinden wir uns ganz eindeutig, denn wirklich neue Impulse und vor allem interessante Ideen, scheint es im Zombie-Genre nur noch zu geben, wenn man mit einer gehörigen Portion Comedy an die Sache herangeht. Hier schafften es einige Filme tatsächlich, sich gekonnt vom Einheitsbrei aus den immer gleichen Gore-Effekten zu lösen.
Natürlich kennt ihr Shaun Of The Dead. Auch Zombieland habt ihr bestimmt schon einmal gesehen und vielleicht habt ihr sogar den noch gar nicht so alten Warm Bodies gesehen. Doch da gibt es noch so viel mehr. Ich stelle vor: Wasting Away - Zombies sind auch nur Menschen!
In diesem Low-Budget Filmchen von 2007 (jaa, der Film sieht absichtlich ein bisschen älter aus!) erwarten uns einige wirklich großartige Ideen. Wasting Away nimmt sich ab der ersten Sekunde nicht ernst und ist deshalb in der Lage mit viel mehr Schwachsinn durch zu kommen, als reguläre Zombiefilme. In diesem Film sind nämlich die Zombies unsere Hauptfiguren!
Die vier Freunde Tim, Cindy, Mike und Vanessa hängen wie immer in ihrem Stammlokal ab und verwandeln sich, nachdem sie vergiftetes Softeis (ja, ehrlich...) gegessen haben zu Zombies. Der Witz: sie selber merken zwar, dass sie sich dadurch verändert haben, denken jedoch, dass sie übernatürliche Fähigkeiten bekommen haben, die sie zu Superhelden gemacht haben. Dass sie tatsächlich aber zu Zombies geworden sind und deshalb keinen Schmerz mehr spüren, ist den vier reichlich verwirrten Teenagern zunächst nicht bewusst. Absolut clever löst Regisseur Matthew Kohnen diesen Blickwechsel zwischen "so, wie unsere Hauptpersonen alles sehen" und "so, wie es in der Realität aussieht", der durch den Einsatz von abwechselnd Schwarz/Weiß und Farbbildern visualisiert wird. Generell die Tatsache, dass bisher noch keiner auf die Idee kam, mal einen Zombiefilm aus der Sicht der Zombies zu zeigen, ist schon erstaunlich. Ganz besonders, da das "ZomCom"-Subgenre durch die weiter oben genannten Filme sicherlich viel zu bieten hat. Auch die durchweg eher unbekannten Schauspieler machen ihren Job wirklich gut. Besonders wenn man bedenkt, dass Comedy und Horror zwei Facetten im Repertoire eines Schauspielers sind, die nur schwer wirklich glaubhaft rüber gebracht werden können. Auch die vielen sehr charmanten Jokes zünden alle sehr gut und sorgen sicherlich für den ein oder anderen lauten Lachkrampf.
Wer also ähnlich wie ich eigentlich genug von den wandelnden Toten hat, jedoch stets ein grundlegendes Interesse an einem Film hat, der frische Ideen auf alt bewährte Konzepte überträgt, könnte mit Wasting Away definitiv großen Spaß haben!
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