20.01.2015

Review: The Guest

Wow. Das ist doch endlich mal wieder ein richtig guter Indie-Action-Thriller mit einem ganz eigenen (audio)visuellen Stil! The Guest von Regisseur Adam Wingard (den kennt man als Mastermind hinter dem Slasher-Geheimtipp You're Next) ist ein unglaublich spannender, den Zuschauer komplett in seinen Bann ziehender Trip mit Neonlicht und 80er Jahre Synthie Pop Soundtrack (der übrigens wirklich verdammt gut ist und stellenweise ein großartiges John Carpenter oder Hotline Miami Feeling versprüht!). So lassen sich natürlich auch starke Parallelen zu Nicholas Winding-Refns Drive von 2011 ziehen, die allerdings nicht oberflächlich betrachtet sehr treffend platziert sind. Was The Guest noch so alles zu bieten hat, erkläre ich natürlich wie immer im Review.

                                                                        
Im Film geht es um eine typisch amerikanische Kleinstadt-Familie, die kürzlich einen großen Verlust ertragen musste. Der älteste Sohn kam bei einem Einsatz in der Army ums Leben, welches die Nerven innerhalb der übrigen Familie sichtlich blank legte und die bereits vorhandenen Probleme aller Familienmitglieder noch verstärkte. Der jüngste Sohn Luke wird in der Schule gemobbt, die rebellische Tochter Anna versucht sich in ihren ersten sexuellen Gehversuchen mit einem Rowdy der ganz offensichtlich nur körperliches im Sinn hat und der Vater steckt in seiner Karriere fest. Die Mutter hat, neben dem offensichtlichen Schmerz über den Verlust eines ihrer Kinder, natürlich als Managerin der Familie mit all diesen Problemen gleichzeitig zu kämpfen. All diese Probleme lösen sich allerdings nach und nach, als plötzlich und aus heiterem Himmel David (gespielt von Downton Abbey-Star Dan Stevens) vor der Tür steht. Der scheint ein Kamerad des gefallenen Sohnes im Krieg gewesen zu sein und wird prompt als Gast des Hauses eingeladen, vorläufig bei der Familie zu wohnen...

Der Gast kümmert sich um seine Freunde.
Doch selbstverständlich ist David viel mehr als nur ein normaler Gast, der der Bitte des verstorbenen Kameraden nachkommt, sich um dessen Hinterbliebenen zu kümmern. Spätestens als sich David der Typen annimmt, die Luke in der Schule das Leben zur Hölle machen wird dem Zuschauer klar, dass David vielleicht nicht ganz das ist, was er vorgibt zu sein. David hat darüber hinaus nämlich noch einen ganz anderen Plan, dessen Verwirklichung möglicherweise die ein oder andere Auseinandersetzung voraussetzt, bei dem es den ein oder anderen Toten geben könnte. Man könnte sogar Argumentieren, dass man es hier stellenweise mit einem Actionfilm zu tun hat, der sich stark in der Werkzeugkiste der Horrorfilme bedient hat. Was natürlich auch kein allzu weit hergeholter Gedanke ist, da Regisseur Adam Wingard mit You're Next wie bereits erwähnt schon an einem exzellenten und brutal-bösen Slasher/Horrorfilm gearbeitet hat. 

Der Gast hat klare Ziele.
The Guest bietet allerdings wie angekündigt auch sehr viel für Fans von Drive. Nicht nur sieht unser Hauptdarsteller Dan Stevens, welcher hier wirklich eine irrsinnig charismatische Leistung abliefert, verdammt stark nach Ryan Gosling aus - auch die Art und Weise wie sich die Figur in Mysterien hüllt folgt da einem ganz eindeutigen Vorbild. Auch der möglicherweise von der Norm entfernte moralische Kompass unseres Protagonisten erinnert an Drive oder sogar stellenweise ein bisschen an Nightcrawler. Doch von all den Filmen, die mit ähnlich klarem visuellen Stil überzeugen fiel mir zunächst sogar John Wick ein, da sich The Guest mit ganz ähnlichem, tiefschwarzem Humor und einem offensichtlichen Augenzwinkern über die eigene Übertriebenheit bewusst ist. 

Speziell Fans vom typischen 80er Jahre Genrefilme kommen hier voll auf ihre Kosten. Neben dem bereits erwähnten, fabelhaften Soundtrack (der im Film stets diverse Schlüsselszenen unter- und überstreicht), wirkt auch das Produktionsdesign exzellent gewählt. Speziell das Augenmerk auf Retrolook und Details verdient Anerkennung. So findet der Film an und um Halloween statt, was natürlich auf der einen Seite stilistisch funktioniert und darüber hinaus als großartige Hommage an John Carpenters Werke gemeint sein muss. Versteht mich nicht falsch, aber man könnte möglicherweise sogar Ähnlichkeiten mit den Terminator Filmen finden, wenn man nur gut genug hinschaut.

Der Gast ist sauer.
Die Action von The Guest ist natürlich weder gespickt mit bahnbrechenden Explosionen, noch sind filigran ausgearbeitete Kampf-Choreografien zu sehen. Doch gerade in einem Jahr wo The Raid 2 und John Wick so ziemlich alles in den Schatten gestellt haben, was die letzten 10-20 Jahre diesbezüglich im Kino lief, sind die Erwartungshaltungen natürlich angehoben. Das sollte dem Actionthriller allerdings nicht zum Nachteil werden, da speziell die Horror- und Thrillerelemente so viel besser rüber kommen. Dan Stevens liefert darüber hinaus eine absolut hypnotisierende Leistung ab. Die Rolle verlangt hier auch definitiv nach einem Darsteller, der in der Lage ist, den gesamten Film auf seinen Schultern zu tragen. Speziell mit dem Twist (den ich an dieser Stelle nicht verraten möchte), wird der Film nämlich zu einem unerwarteten Besuch in einer aufregenden Geisterbahn. Wer also Interesse an einem exzellent ausgeführten B-Movie hat, darf sich The Guest, einem wahnsinnigen, in Neonlicht und Synthiesound getauchten Höllenritt, auf keinen Fall entgehen lassen. Da der Film hier leider nie im Kino erschien, muss man sich für den DVD-Start noch bis April gedulden - oder den Import-Weg einschlagen. Uneingeschränkte Empfehlung!

1 Kommentar:

  1. Danke für den Tipp, dann weiß ich ja, was ich heute Abend gucken kann ;)

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