23.02.2014

Filmtipp: Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

Dies ist ein kleiner Liebesbrief an einen meiner unangefochtenen Lieblingsfilme. Ein so erfrischender, einzigartiger Film, der nicht nur vollgestopft mit erstklassigen, jungen Schauspielern ist, sondern auch witzig, ehrlich und wunderschön anzusehen ist.

Die Rede ist von Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt (oder wie er im Original heißt: Scott Pilgrim vs. the World), welcher leider ähnlich wie viele andere meiner Lieblingsfilme (Dredd, Fight Club, etc.), an den Kinokassen aufgrund der sehr speziellen "Geschmacksrichtung" nicht sonderlich erfolgreich war. Deswegen möchte ich jeden animieren, sich diese Perle unbedingt ins DVD Regal zu stellen. Die gibt es nämlich regelmäßig für unter 5 Euro bei Amazon oder Ebay. Und hey, wie oft hat man schon 5 Euro für Müll ausgegeben? Selbst ein Döner ist heutzutage teurer!

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt ist eine neue Version der typischen "Junge trifft Mädchen, Junge verliebt sich, Junge muss bis zum Tod gegen ihre sieben bösen Exfreunde kämpfen"-Story. Die wurde direkt aus Bryan Lee O'Malleys 6-Band Comicserie mit dem selben Namen adaptiert. Regisseur Edgar Wright (bekannt für Shaun Of The Dead, Hot Fuzz, The Worlds End), brachte seine Interpretation der Vorlage mit Hilfe einer originellen und vor allem originalen Vision zum leben. 


Die Geschichte wirft unsere Hauptfigur Scott Pilgrim, einem 22 Jährigen Hipsterspinner mit einer Indierock-Garagenband namens Sex-Bob-Omb (Bob-Ombs sind die laufenden Bomben aus den Super Mario spielen) und der üblichen "Losermasche" um Mädchen aufzureißen, gegen viele bunte und abwechslungsreiche Gegner. Vor allem muss er sich im Film gegen die "Liga Der Sieben Teuflischen Ex-Lover" (buchstäblich und im übertragenen Sinne) von Ramona Flowers behaupten, dem Mädchen in das er sich Hals über Kopf verliebt. Doch wie im echten Leben ist kein Gegner größer, als der innere Schweinehund. Der Film ist einer der großartigsten Comicverfilmungen aller Zeiten und definitiv einer der unterschäztesten Filme obendrein. Die Macher (also auch der Autor der Comicvorlage) waren nämlich endlich mal so Mutig einen Helden zu erschaffen, der ausnahmsweise nicht die Welt retten soll. Er soll noch nicht einmal "das Mädchen" retten, sondern im Grunde einfach nur: sich selbst.


Wer sich darunter nichts vorstellen kann, guckt einfach mal den Trailer:

Die im Trailer zu sehenden "videospielesken" Kampfanimationen bleiben witzigerweise den gesamten Film über komplett unerklärt und scheinen als Metapher für die Widrigkeiten zu stehen, die Scott und seine Freunde in ihrem Alltag zu bewältigen haben. Der Film, welcher in einem Toronto spielt, welches völlig nach Videospiel-Regeln zu funktionieren scheint, tauscht die emotionalen Hürden unserer Figuren mit kompletten "Boss-Kämpfen" inklusive Power-Ups und Superkräften aus. Nachdem der jeweilige Endgegner besiegt wurde, explodiert dieser sogar in einer Wolke aus Videospiel-Münzen, wie man es aus alten Nintendospielen kennt. Im Film haben Ramonas 7 Exfreunde (bzw. 6 Exfreunde und 1 Exfreundin - wir sind schließlich im 21sten Jahrhundert!) sich zu einer Bösen Supertruppe zusammengetan, um jedem das Leben schwer zu machen, der sich zu nah an Ramona heranwagt. Ganz frei nach dem Motto "wenn wir sie nicht haben können, soll sie keiner haben" geriet Scott dann relativ schnell in große Schwierigkeiten.

Die Frage, ob jemand diesen Film genießen kann, hängt eigentlich nur davon ab, wie sehr die Person in der Lage ist, die tiefschürfende und realistisch erzählte Charakterstudie über das Liebesleben junger Erwachsener, zwischen den ganzen Gamer- und Comicreferenzen zu erkennen. Man muss verstehen, dass der Stil dieser Erzählweise bewusst gewählt wurde, da sie genau die Metaphern bietet, mit der ein junger Mann wie Scott sein Umfeld tatsächlich kontextualisieren würde. Wer argumentieren will, dass mich der Film selbst so positiv ansprichst, weil ich selbst vieles mit Scott Pilgrim gemeinsam habe, könnte damit sicherlich zu einem gewissen Grad richtig liegen.


Doch das ist bei weitem noch nicht alles, was an diesem Film so brillant ist! Der Soundtrack ist pure Genialität (Die Band Metric lieh sogar einen ihrer Songs aus, der im Film von Scotts Exfreundin vorgetragen wird: klick hier, lohnt sich!). Die Jokes, von denen es wirklich viele gibt, sind alle auf den Punkt genial und werden von der Schar an großartigen jungen Schauspielern perfekt rüber gebracht. Neben Michael Cera (Superbad, Year One) und Mary Elizabeth Winstead (The Thing, Stirb Langsam 4.0) in den Hauptrollen, treffen wir auch noch auf viele andere großartige Gesichter: Aubrey Plaza (Safety Not Guaranteed), Kieran Culkin (ja, der Bruder von Kevin allein Zuhaus),  Anna Kendrick (Pitch Perfect, Up in the Air), Chris Evans (Captain America, The Avengers), Brie Larson (21 Jump Street), Brandon Routh (Superman Returns) und Jason Schwartzman (ein großartiger Schauspieler, der mit Nicholas Cage und Francis Ford Coppola verwandt ist und bei Phantom Planet Schlagzeug spielte).

Das Beste am Film bleibt aber Scott selbst. Edgar Wright präsentiert uns eine Figur, die wir nicht unbedingt mögen müssen. Zu oft schwelgen romantische Komödien in der Ego-Masturbation der Autoren, in denen sie ihre Idealvorstellung von sich selbst auf ihre Hauptfiguren projizieren. Zu oft hat man bereits den hilflosen Underdog gesehen, der in die Frau verliebt ist, die sich immer den größten Spinner zum Partner sucht und nicht erkennt, wie viel besser unsere Hauptfigur für sie wäre (Dieses Phänomen nennt sich ein "Mary Sue" Charakter und beschreibt eine über-idealisierte Selbstdarstellung des Autors die Hauptsächlich die eigene Phantasie des selbigen bedient). Besonders Michael Cera ist sehr bekannt für diese Art von Rolle. Guckt euch nur mal die sehr romantische Indie-Perle Nick & Norah - Soundtrack einer Nacht an, in der Cera, ähnlich wie damals John Cusack in dem Klassiker High Fidelity, genau die oben angesprochene Art von Mann darstellt und dann mittels Musik seiner Herzdame näher kommt. Diese formularische Erzählstruktur ist einfach äußerst beliebt, da sie simpel zu verstehen ist und sich zudem an den Kinokassen bewehrt hat. Der Film selbst ist dennoch sehr sehenswert, gerade auch die durch Thor/Thor2 und 2 Broke Girls bekannt gewordene Schauspielerin Kat Dennings ist hier sehr gut! In Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt allerdings ist dies tatsächlich so erfrischend anders. Scott ist weinerlich, egoistisch und oft sehr oberflächlich. Der Film beschreibt daher weniger die Reise von Scott, wie er das Mädchen klar macht, sondern eher wie Scott die eben erwähnten Charakterschwächen beim Erwachsen werden überwindet und seine Angebetete von ganz allein gefallen an ihm findet. 

Bist du männlich oder weiblich, zwischen 16 und 36? Du magst Musik oder Videospiele oder beides? Dann hast du hiermit meine absolute und uneingeschränkte Anschauempfehlung!

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