28.05.2014

Review: Godzilla

Der neue Godzilla Film von Regie-Newcomer Gareth Edwards (Monsters) ist zu gleichen Teilen eine Offenbarung und eine Enttäuschung. Während der Film unmissverständlich klar macht, dass die Neuauflage der seit Jahrzehnten beliebten Kreatur aus Japan eine völlig neue und ernst zu nehmende Version ist, bleibt dennoch das Gefühl am Ende zurück, dass man den Zuschauern etwas vorenthalten hat.

Was das im Detail bedeutet und ob wir den Film für einen Kinobesuch empfehlen können, lest ihr im Review! Vorweg sei jedoch zur Beruhigung erwähnt: Ja, der neue Godzilla Film ist um Klassen besser als Roland Emmerichs Versuch von 1998 mit Matthew Broderick und Jean Reno. Der Film war ja universell als sehr schlecht angesehen, weshalb es hier sicherlich einige Leser freuen wird, dass es zwischen diesen beiden Filmen absolut keine Parallelen gibt.

Godzilla von Regisseur Gareth Edwards ist eine weitere amerikanische Interpretation der Geschichte des gleichnamigen Monsters "Godzilla". Wir bei Movie Attack Force haben in der Vergangenheit bereits mehrfach über die Hintergründe und die Geschichte dieser japanischen Kultfigur geschrieben, weshalb wir für dieses Review voraussetzen, dass man über die Materie nun genug Informationen hat, unseren Ansichten zu folgen. Der Film erzählt die Geschichte aus dem Blickwinkel verschiedener Figuren, dessen Schicksale auf die eine oder andere Art und Weise miteinander verknüpft sind. Dabei sind unter anderem Elizabeth Olsen, Ken Watanabe (Batman Begins, Inception), Bryan Cranston (Drive, Breaking Bad) und Aaron Taylor-Johnson (Avengers 2, Kick-Ass 1&2). Entgegen dem Eindruck, der von diversen Trailern vermittelt wurde, übernimmt Taylor-Johnson und nicht der im Promomaterial deutlich prominenter Vertretene Cranston die Hauptrolle. Das übrigens erscheint bereits der erste große Fehler im Film zu sein. Da ich jedoch zunächst ein paar allgemeine Dinge über den Film sagen möchte, schieben wir die Probleme erst ein bisschen beiseite.

Regisseur Gareth Edwards ist noch nicht lange dabei. Nachdem er mit dem sehr ähnlichen Independentfilm "Monsters" von 2010, in welchem es ebenfalls um Menschen geht, deren Lebenswege sich mit dem riesiger Monster kreuzen. Das war ein sehr interessanter und durchaus sehenswerter Film, dem man nicht zuletzt dank der wirklich gelungenen Special-Effects (die sich Gareth Edwards über Jahre hinweg selbst beigebracht hat!) nicht ansah, dass Edwards hier mit einem unglaublich limitierten Budget arbeitete. Der Erfolg und die Qualität von Monsters schien dementsprechend hohe Wellen zu schlagen, weshalb man ihm kurze Zeit später anbot, seinen ersten großen Blockbuster zu drehen: Godzilla. Was daraus geworden ist, kann man zur Zeit bei uns im Kino sehen. 

Der Film an sich ist meiner Meinung nach sehr gelungen. Er etabliert einen realistischen und düsteren Ton, erklärt die Existenz von riesigen Kreaturen plausibel und auch visuell fegt der Film so ziemlich alle vergleichbaren Konkurrenzprodukte an die Wand. Leider scheitert Godzilla jedoch an anderer Stelle. Das Script ist eine ziemlich dünne Angelegenheit und man hält sich im Film zu lange mit uninteressanten Nebenhandlungen auf. In dieser Hinsicht ist der Film seinem geistigen Vater "Monsters" sehr ähnlich. Auch dort dreht sich der Film selbst eigentlich zu 95% um die Hauptdarsteller, welche nicht selten als ein wenig unsympathisch rüberkommen und benutzt die riesigen Monster mehr als Rahmen, der den Film umrandet. Wo Monsters damit jedoch ein interessantes Alleinstellungsmerkmal etabliert, kommt dies bei Godzilla jedoch sehr gezwungen rüber. Erschwerend kommt dort nämlich hinzu, dass ausnahmslos alle Darsteller im Film furchtbar langweilig und zweidimensional sind. Bryan Cranstons Figur, welcher von allen Charakteren noch am meisten "Gravitas" verkörpert wird nach rund 30 Minuten bereits aus dem Film entfernt, ohne dass seine "Reise" eine halbwegs zufriedenstellende Auflösung bekommen hätte. Ken Watanabe als japanischer Wissenschaftler, bekommt leider neben der Aufgabe den Plot zu erklären, nur noch regelmäßig eingestreute Szenen, in denen er verwirrt in die Ferne starrt und Elizabeth Olsen wurde offenbar so stark aus dem Film geschnitten dass nichts weiter über bleibt als Szenen in denen sie weint und schreit. 

Das größte Problem des Films ist jedoch Hauptdarsteller Aaron Taylor-Johnson. Der hat den ganzen Film über leider nur einen Gesichtsausdruck parat und wirkt in jeder Szene als hätte man ihn aus Kostengründen durch einen Pappaufsteller ausgetauscht. Wenn wir eine Sache aus dem Film mitnehmen, dann ist es die Tatsache, dass Aaron Taylor-Johnson noch nicht bereit ist, einen Film alleine zu tragen. Das hat man nämlich hier offenbar getestet, da wir erst im dritten Akt des über 90 Minuten langen Filmes die wirkliche Kaiju-Action von Godzilla und seinen beiden Gegnern (Mutos) zu sehen bekommen. Hier kommt einem schnell ein Vergleich zum Klassiker Der Weiße Hai in den Sinn, in welchem man das titelgebende Monster ja auch erst am Ende des Films so wirklich zu sehen bekommt. Dort funktioniert es jedoch besser, da man im Gegensatz zu Godzilla nicht gezwungen wird, eine Stunde lang schlechte Leistungen von fahlen Darstellern zu sehen. Schade eigentlich, da die Szenen in der Godzilla dann tatsächlich mal auftritt durchaus überzeugen! Die Mutos sind extrem cool getroffen, Godzilla wirkt real und auch Die-Hard-Fans der japanischen Filme werden hier vor Freude aufspringen, wenn der König der Monster seinen berühmten "Atomic Breath" nutzt, um seine Widersacher zu rösten.

Godzilla hat schwächen. Einige davon sogar ziemlich gravierend. Dennoch würde ich eine allgemeine Empfehlung für einen Kinobesuch aussprechen, da zwar der Kern der Materie nicht direkt getroffen wurde, jedoch dennoch ein solider Suspense-Monsterthriller geschaffen wurde, der trotzt diverser Negativpunkte überzeugt. Denn sind wir mal ehrlich - es ist ein Film über riesige Monster. Dass man hier das Rad nicht neu erfindet, sollte klar sein. Auch dass die menschliche Geschichte ziemlich klischeehaft wirkt, folgt eigentlich nur der Tradition der japanischen Originale. Hätte man sich letztendlich ein wenig mehr auf die Monster und weniger auf Nebenhandlungen (welche dazu noch ins nichts führen) konzentriert, wäre der Film wirklich perfekt gewesen. Doch stellenweise führt der Film sogar die Zuschauer an der Nase herum, da er uns an mehreren Stellen mit einer herannahenden Actionsequenz ködert, nur um uns dann auf dem Trockenen sitzen zu lassen. Das kann man ein oder zwei mal machen - nicht jedoch so oft wie in Godzilla. 

Insgesamt ist Godzilla ein guter, jedoch nicht besonders bahnbrechender Film. Kann man über schlechte Schauspieler und einen wenig Sinn ergebenden Plot hinweg sehen, sollte man hier durchaus seinen Spaß haben können!


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