15.07.2014

Review: Transformers 4: Ära des Untergangs

Regisseur Michael Bay (Bad Boys 1+2, Die Insel, Pain & Gain) hat seinen neuesten Film Transformers 4: Ära des Untergangs (Originaltitel: Age of Extinction) an den Start gebracht. Nach der ersten Trilogie über die berühmte Spielzeugreihe soll der vierte Teil als eine Art "Soft-Reboot" zu verstehen sein, in der zwar auf die Ereignisse der ersten 3 Teile Bezug genommen wird, darüber hinaus jedoch völlig neue Schauspieler zum Einsatz kommen. 

Anstelle von Shia LaBeouf (Lawless, Eagle Eye, Disturbia), der als Sam Witwicky in jedem der bisherigen Transformers Filmen der menschliche Fokuspunkt war, sorgt nun Mark Wahlberg (Ted, The Fighter, Contraband) als Cade Yeager für die menschliche Komponente. Auch die eigentlichen Stars der Filme, nämlich die Autobots wurden generalüberholt und sind bis auf wenige Ausnahmen durch neue Robokrieger ersetzt worden. Ob sich diese Änderungen im fertigen Film positiv, negativ oder überhaupt bemerkbar gemacht haben, erfahrt ihr natürlich im folgenden Review!

Ab Donnerstag, den 17.07.2014 wird man den mittlerweile bereits vierten Teil des Mega-Franchises Tranformers in den deutschen Kinos miterleben dürfen. Da ich ein Freund gepflegter Kinounterhaltung bin, der seinen Lesern stehts eine ehrliche Meinung mit auf dem Weg gibt, möchte ich mit meiner Einschätzung nicht lange hinterm Berg halten: Transformers 4: Ära des Untergangs ist eine unsagbar ermüdende, kräftezehrende Ansammlung von Explosionen, die ohne Hauch einer zusammenhängenden Storyline für fast drei Stunden jeden Kinofan vor Reizüberflutung nahezu paralysieren wird. Wie auch in den vergangenen Teilen, welche sicherlich stets einen gewissen Unterhaltungswert besessen haben, ist auch der vierte Teil randvoll gestopft mit zweidimensionalen Charakteren, rassistischen (und neuerdings auch offen misogynen) Witzen und wie immer dem größten CGI-Fuckfest des Jahres. 

Jeder der einzelnen Filme hatte bisher seine Probleme. Teil eins hat viele Fans verärgert, da die Neuinterpretation stark von allem abwich, was man bisher von den sich verwandelnden Robotern kannte. Teil zwei hatte große Logiklöcher uns Skriptprobleme, da er gerade während eines großen Streiks der Drehbuchautoren entstanden ist. Teil drei war dann gänzlich frei von irgend einer Menschlichkeit (auch die Action sah größtenteils recycelt aus). Der vierte Teil allerdings kombiniert all diese Probleme und weitet sie auf eine lächerliche Laufzeit aus. Im Grunde wie der letzte Rest Mett aus dem Zipfel der Verpackung, welcher extra dünn auf einer Scheibe Brot verstrichen wird, damit die gesamte Fläche halbwegs bedeckt ist. 

Doch bevor ich auf die Sachen eingehe, die mich richtig verärgert haben, möchte ich auch ein paar positive Dinge anführen. Ja, Mark Wahlberg ist ein charismatischer Hauptdarsteller. Seine Figur ist zwar ein ziemliches Arschloch, aber das ist mehr oder weniger jeder in diesem Film und kann daher offenbar irgendwie entschuldigt werden. Die Nebendarsteller sind da leider nicht alle auf einem Level. Wo Kelsey Grammer (X-Men 3, Toy Story 2) und Michael Bays neues Girl-Toy Nicola Peltz (Die Legende von Aang, Bates Motel) leider völlig flach bleiben, reißt zumindest die erfrischende und witzige Art von Stanley Tucci (Lucky # Slevin, In meinem Himmel, Die Tribute von Panem) als Steve Jobs/Mark Zuckerberg Verschnitt einiges wieder heraus. Tucci ist nicht umsonst einer meiner Lieblingsschauspieler. Der Mann kann sogar aus der klischeebehaftetsten Rolle etwas Sehenswertes herausquetschen. Rein visuell bring Michael Bay gewohnte Qualität. Die Explosionen sind ebenso groß wie der Patriotismus (ich meine gelesen zu haben, dass man im gesamten Film über 50 Mal eine USA-Flagge wehen sieht), die CGI Effekte sehen nach wie vor billig aus und der komplette Film leuchtet in Bays typischer Manier dank übertriebener Farbsättigung. Die Kameraarbeit ist solide, obwohl er meistens eh nur einen Schwenk über eine Stadtkulisse macht, in den dann Transformers samt Zerstörungsorgie nachträglich eingefügt werden. Als Kameramann würde ich mir da reichlich doof vorkommen, 5 Minuten lang ein Hochhaus aus einer Einstellung zu Filmen, mit der Vorstellung im Kopf, dass die komplette Handlung dann über dieses Filmmaterial drüber ge-photoshoppt wird. Jede Szene die mit echten Menschen gedreht wurde (es gab nicht soo viele), ist in wildem Shaky-Cam-Stil gedreht, bei der man noch weniger erkennt als in den überladenen Transformers-Sequenzen. Ich habe das Gefühl, dass Michael Bay in der Lage ist, einen guten Film zu drehen, jedoch absolut null Interesse daran hat, dies auch zu machen. Warum auch, solange jeder Transformers Film eine Milliarde Dollar einspielt. Lazy filmmaking at its best. And worst.

Nun zu den Dingen, die mich erst so richtig angepisst haben. Alles was dort oben genannt wurde, war zu erwarten und sollte nicht zwangsläufig gegen den Film sprechen. Wer auf stumpfe Action steht, weiß was er mit dem bereits vierten Teil der Serie bekommt. Was jedoch gar nicht geht, ist den Zuschauern einfach ins Gesicht zu sagen, wie sehr Michael Bay sie verachtet. Der komplette Marketing-Apparatus war auf das Eintreffen der Dinobots ausgelegt. Sogar der Titel des Films spielte auf die Ausrottung der Dinosauerer an... doch bekommen wir effektiv vielleicht 15 Minuten von ihnen im eigentlichen Film zu sehen. Wer sich, ähnlich wie ich, speziell wegen der Dinobots und dem damit versprochenen "frischen Wind" ins Kino setzt, wird ganz bitter enttäuscht. Generell sind die Roboter erneut wieder mehr Ramen als Zentrum der Story. Diese ist an und für sich bereits hauchdünn, belastet unsere Gemüter dann aber noch mit einer furchtbar fehlgeleiteten Message von "Manche Dinge sollen einfach nicht erforscht werden" und dem wohl lächerlichsten Vater-Tochter-SogehstdumirnichtvordieTür-Klischee-Verhältnis seit der Erfindung der Daisy-Dukes. 

Der Plot, welcher den Autobots dann tatsächlich spendiert wird, ist leider auch nicht gut durchdacht. Denn nun bekommen wir Autobots die allesamt komplette Psychopathen sind. Selbst Optimus Prime, der eigentlich immer tugendhafte Anführer und Bewahrer der Weisheit wurde zu einem absoluten Arschloch umgeschrieben, der Menschen töten will, flucht, meckert und aktiv alles daran setzt dass man sich wünscht, er würde endlich sterben. Auch der Rest der Autobots wirkt nicht sonderlich einladend. Bumblebee hat sehr viel von seinem Charme eingebüßt, da seine Screentime rapide heruntergeschraubt wurde. Dafür bekommen neue Stereotypen Zeit uns zu nerven. Zum einen wäre da der blaue Samurai-Roboter, gesprochen von Ken Watanabe (Godzilla, Batman Begins, Inception), John Goodman (Red State, The Big Lebowski) als fetter Zigarrenrauch-Roboter und jeder Asiate in diesem Film kann Kung-Fu. 

Das ganze ließ mich, während ich eine ermüdende Actionszenen nach der anderen in meinen Augäpfeln hab explodieren lassen, ein wenig darüber nachdenken, ob Michael Bay vielleicht ein schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter hatte. Er hat eindeutig ein Problem mit Frauen. In Michael Bay Filmen gibt es nämlich lediglich zwei verschiedene Frauen: das geile, junge Sexobjekt (diesmal sollen die Zuschauer sich sogar an einer 17 Jährigen aufgeilen) und die hässliche/dicke/seltsame Frau über die man sich lustig macht (hier fällt einem direkt die Krankenschwester aus Pain & Gain ein). Normalerweise würde ich auch das mittlerweile einfach ignorieren, da man nicht erst seit gestern weiß, dass hier etwas im Busch ist. Doch Transformers 4 hat eine Szene, die so unfassbar und unglaublich schräg ist, dass ich mich tatsächlich zu meinem Sitznachbarn umdrehen musste, um sicher zu sein, dass ich es mir nicht nur eingebildet habe. 

Im Film gibt es eine Szene, in der die Arschlochbots ein Raumschiff entern, welches als Art riesiges Gefängnis benutzt wird. Dort drin sind Tiere und Roboter und Monster aus allen Ecken der Galaxie gefangen. In dieser Szene folgen wir John Goodmans Roboter, wie er an einem Käfig vorbeikommt, in dem sich ganz offensichtlich eine... und ich verarsche euch nicht, das ist tatsächlich SO im Film... eine Vagina mit Fangzähnen befand, welche den vorbeigehenden Roboter mit einem Strahl aus Schleim anspritzte. Daraufhin sagt der Roboter, "dass soetwas hässliches nicht existieren dürfe", und erschießt die wehrlose Kreatur in dessen Käfig mit einem Schuss aus seiner riesigen Kanone. What the fuck?! Es hatte absolut null Einfluss auf die Story, weshalb man denken würde, dass solche Szenen die ersten gewesen wären, die bei einem 3 Stunden langen Film dem Schneideraum zum Opfer fallen würden. Aber nein. Die Szene ist im Film. Eine Szene, die locker von hundert paar Augen gesehen wurde, bevor sie im Film landete. Einem Film für Kinder. Leute, da haben Menschen wochenlang Animationen gerändert, wie eine böse Vagina von einem dicken Mann mit Zigarre erschossen wird. Mir fehlen die Worte, dass so eine offene misogyne Scheiße maximal ein Schulterzucken in Produzenten, Investoren und der Crew auslösen konnte. Jemand muss dafür gekämpft haben, diese Szene im Film zu behalten. Und selbst wenn es nur aus dem fehlgeleiteten Gedanke gewesen wäre, dass das in irgendeiner Form witzig sein würde. Nein. Die Szene hatte einen Grund. Dies war ein ganz eindeutiges Statement vom Macher des Filmes. Was er genau allerdings damit sagen wollte, dürft ihr euch selber ausmalen...

Ich für meinen Teil hab endgültig genug von dieser Filmreihe und möchte hiermit jeden Skeptiker alarmieren, sich nicht 3 Stunden kostbare Lebenszeit von Transformers 4: Ära des Untergangs rauben zu lassen. Klar ist es zu weiten Teilen Geschmackssache. Klar kann der kindische Humor, der bei mir so gar nicht funktioniert hat, bei jemandem mit Lust auf Kindergartenpartys großartig ankommen. Doch ich würde lügen, wenn ich kleinreden würde, wie sehr mich Transformers 4 intellektuell beleidigt hat. 

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