22.08.2014

Review: Expendables 3

Es gibt wohl kaum eine andere aktuelle Filmserie, die so sehr auf die Starpower ihrer Darsteller vertraut wie The Expendables. Schon das Poster zum mittlerweile dritten Teil der Reihe The Expendables 3 ist nichts weiter als eine Kollage von alten und neuen Actionstars in Einsatzkleidung. In der Mitte steht natürlich der Mastermind und Chef der Gruppe: Sylvester Stallone (Rocky, Rambo, Demolition Man), welcher nach dem ersten Teil die Regie an Simon West für Teil 2, und nun Patrick Hughes für Teil 3 abgegeben hat. 

Die Tatsache, dass in jedem dieser Filme eine Kegeltruppe von 80er und 90er Jahre Actionstars, MMA-Kampfsportlern und Wrestling-Stars zu sehen ist sorgt bei Fans dieser Unterhaltungsmöglichkeiten regelmäßig für ekstatisches Casting-Bingo (wo bleiben eigentlich Jackie Chan und Nic Cage?). In Expendables 3, welcher seit dieser Woche im Kino zu sehen ist, wird genau diese Tradition weiter geführt und fügt Stars wie Mel Gibson (Mad Max Trilogie, Braveheart, Der Patriot), Antonio Banderas (Desperados, Die Maske des Zorro) und Harrison Ford (Star Wars Trilogie, Indiana Jones Trilogie) der langen Liste von "entbehrlichen" Namen hinzu. Ob die addierte Starpower hilft, einen sehenswerten Film zu erzeugen, erfahrt ihr im Review!

Das große Problem der Expendables Reihe (und auch das von allen Nachahmern) war schon seit dem ersten Teil die Tatsache, dass man Fans von 80er Jahre Action-Nostalgie ins Kino lockt, ohne wirkliche 80er Jahre Action im Endprodukt abzuliefern. Abgesehen von den gelegentlichen One-Linern (die leider in den meisten Fällen eher lächerlich als lustig wirken) und Kurzauftritten kurioser Ex-Stars (z.B. Chuck Norris in Teil 2), erinnern hier nämlich nur die faltigen Gesichter von Stallone, Ford und Schwarzenegger an die längst vergangenen Tage. Hätte man, speziell im Falle von The Expendables 3, weniger Scheiße in den Film geschoben um die Laufzeit künstlich zu verlängern, hätte man auch darüber hinweg sehen können, dass der komplette Plot in 2 Sätzen erklärt werden könnte. Hier:

Stallone, der sich auf den Versen von Exfreund Mel Gibson befindet, merkt nach einem Einsatz, dass sein altes Team endlich ihr Leben genießen sollte und heuert eine neue, jüngere Crew an, welche ihm helfen soll, Gibson zur Strecke zu bringen. Natürlich klappt das ganze nicht so gut, weshalb er schlussendlich doch auf die Hilfe der alten Säcke angewiesen ist, um die Bösen platt zu machen und den Tag zu retten. 

Selbst der geschickteste Mitarbeiter des Monats an der Wursttheke vom Rewe in Dortmund-Brackel könnte einen Schinken nicht so hauchdünn schneiden. Doch natürlich geht man wohl kaum wegen der Story in The Expendables 3 ins Kino. Was wirklich stimmen muss, ist die Action. Doch auch hier erwarten uns mannigfaltige Enttäuschungen. Die wirklich rasanten Kämpfe werden in diesem Film zum Großteil von den hinzu-rekrutierten, nahezu persönlichkeitslosen Kampfsportlern ausgeführt. Das sieht dementsprechend natürlich auch hier spaßig inszeniert aus, wirkt aber neuerdings schwer gekürzt. Denn in den USA dürfen dank runtergeschraubter Altersbeschränkung sogar Kinder (in Begleitung ihrer Eltern) The Expendables 3 im Kino sehen. Kein Blut, keine abgetrennten Gliedmaßen, keine Kopfschüsse und generell deutlich weniger Tote. Auch das muss noch nicht zwingend bedeuten, dass der Film nun an Qualität einbüßt. So hatte uns Anfang des Jahres das Remake zu Robocop immerhin bewiesen, dass man trotz ultra brutalem Original auch mit weniger expliziten Szenen überzeugen (und teilweise sogar schocken!) kann. Im Falle von The Expendables 3 allerdings schien der "krasse shit" ja tatsächlich mal gedreht worden zu sein, nur leider schwenkt dann jedes Mal die Kamera zur Seite, oder die Regie macht in der Post-Production immer dann einen Schnitt, wenn es auf der Leinwand brenzlig wird. Für Filme aus diesem Genre ist das schlichtweg eine Katastrophe und erscheint mir als dumme Entscheidung eines der Produzenten. Geringere Altersbeschränkung bedeutet für gewöhnlich ein höheres Einspielergebnis (da mehr Leute in der Lage sind den Film zu sehen). Die Expendables Fanbase besteht jedoch eh bereits ausschließlich aus einer Zielgruppe die das nicht tangiert und die sogar ziemlich negativ auf geschnittene Action reagiert. Da hat sich das Filmstudio eindeutig selbst in den Fuß geschossen. Hat aber wie erwähnt nicht geblutet...

Das ganze sorgt dafür, dass von den Expendables nicht mehr wirklich viel übrig bleibt. Einzig die charismatischen Akteure hätten den Film für mich noch einigermaßen retten können. Leider gibt es auch hier einiges zu beanstanden. Die wirklich interessanten und halbwegs ausgearbeiteten Mitglieder der Truppe, nämlich Jason Statham, Terry Crews und Wesley Snipes sind leider viel zu kurz im Film zu sehen. Speziell Crews, der möglicherweise beste Expendable von allen bisher, wird nach der ersten großen Actionsequenz dauerhaft aus dem Film genommen (Gerüchten zufolge kamen die Dreharbeiten in Konflikt mit anderen Verpflichtungen von Crews, die es ihm nicht ermöglichten für mehr Screentime zur Verfügung zu stehen). Stattdessen spendiert man uns die wohl nervigste Figur, die Antonio Banderas jemals gespielt hat. Sicherlich versuchte man hier, Banderas als neues Comedy-Element zum Ersatz von Terry Crews in den Film einzubauen, scheiterte jedoch kläglich an der simplen Aufgabe, den ansonsten ziemlich guten Schauspieler auch tatsächlich etwas witziges sagen oder machen zu lassen. Auch die jüngeren Neuzugänge, allen voran Twilight-Schauspieler Kellan Lutz, UFC-Fighterin Ronda Rousey und Boxer Victor Ortiz sind so lächerlich schlechte Schauspieler in diesem Film, dass man ihnen ihr Unvermögen selbst in Szenen ansieht, in denen sie einfach nur still rumsitzen müssen. 

Eine wirklich positive Sache gibt es jedoch trotzdem über The Expendables 3 zu erwähnen. Und das ist ganz eindeutig Sylvester Stallones Gegner im Film, gespielt von Mel Gibson. Es ist fast schon erschreckend, wie leicht es ihm fällt, wirklich jeden anderen Darsteller mit dem er im Film interagiert an die Wand zu spielen (das schließt auch Harrison Ford mit ein, welcher ähnlich wie Chuck Norris im zweiten Teil nur mal kurz vorbei schaut um der Truppe aus der Patsche zu helfen). Wo man zwischen all den Profisportlern händeringend nach einem ernst zu nehmenden Schauspieler sucht, kommt Mel Gibson genau zum richtigen Moment in fahrt und liefert eine großartige (angeblich sogar improvisierte) Ansprache ab, die so auf den Punkt perfekt rüber gebracht wurde, dass man trotz enormer Schwarzseherei von einem Lichtblick sprechen darf. Insgesamt muss ich von einem Kinobesuch abraten. Wer allerdings bereits die ersten beiden The Expendables Filme mochte (die auch schon ziemlich kacke waren, wenn man mal ehrlich ist) und Guardians Of The Galaxy (Review folgt in Kürze!) sowie Lucy schon kennt, kann sich auf eigene Gefahr auch den verharmlosten "The Expendables -light" im Kino anschauen.

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