12.04.2014

Review: House Of Cards

Wenn Kevin Spacey (American Beauty, Die Üblichen Verdächtigen, Moon), einer der "coolsten" Schauspieler der Welt, mit David Fincher (Fight Club, The Game, Sieben, The Social Network), einem der "coolsten" Regisseure der Welt zusammenarbeitet, um eine TV Serie zu drehen, kann man schwer davon ausgehen, dass etwas verdammt cooles dabei herauskommt. Genau dies ist passiert. Das Ergebnis heißt House Of Cards und ist nicht nur inhaltlich die erwartete Offenbarung, sondern machte auch durch die Art und Weise wie es veröffentlicht wurde von sich reden. Denn House Of Cards ist die erste Serie, die komplett am Stück verfügbar ist und ausschließlich für den amerikanischen Streamingservice Netflix produziert wurde (in Europa ist die Serie via Sky verfügbar). Die Ära des qualitativ hochwertigen Internetfernsehens ist offiziell angebrochen.
                  
Es ist schon spannend zu sehen, wie aus einer so kleinen Idee etwas so riesigen werden kann. Als Kevin Spacey und David Fincher darüber redeten eine Serie zusammen zu drehen, gab es eigentlich nur eine Vorgabe: Weder Fincher, noch Spacey waren sonderlich begeistert von den vielen Vorschriften, die ein normaler Fernsehsender in den USA macht. Deswegen war oberstes Entscheidungskriterium, künstlerische Freiheit und Kontrolle über das Projekt zu behalten. Das Projekt selbst sollte zunächst eine neue Adaption der Anfang der 90er in England gelaufenen Serie "House Of Cards" werden. Schnell fanden jedoch viele neue und relevante Ideen ihren Weg in das Script und so war eine "Fincherisierte" (und letztendlich nur sehr lose an die alte Serie erinnernde) Version von House Of Cards ihren Weg zu Netflix. Die hatten zu diesem Zeitpunkt als einer der größten Streamingdienste der Welt noch nie eine eigene Serie produziert und waren Feuer und Flamme, mit so berühmten Leuten etwas so spannendes auf die Beine zu stellen. Der Erfolg von House Of Cards hat übrigens die Weichen für weitere Netflix serien gestellt. Darunter auch 5 neue Serien von Marvel, die im nächsten Jahr starten sollen.

Frei nach der modernen Konsummentalität entschied man sich für House Of Cards, die erste Staffel komplett an einem Stück zu veröffentlichen. Das ist zuvor auf der ganzen Welt noch nie passiert - und es ist genial. Netflix hat den Schritt gemacht, den die Musikindustrie nie verstanden hat. Die Leute wollen, was sie wollen: Sofort. Komplett.Und zu einem vernünftigen Preis. Es gibt eigentlich keinen besseren Weg, der Internetpiraterie den Wind aus den Segeln zu nehmen, als dieser. Aber das würde jetzt zu weit führen. Reden wir mal über den eigentlichen Inhalt von House Of Cards und warum es nicht nur an der Oberfläche eine so geniale Serie ist. 

House Of Cards ist ein Politthriller mit pulsierendem Zynismus, pechschwarzem Humor und einem Ausblick auf eine hyperrealistische Darstellung der Abgründe hinter den Kulissen der mächtigsten Menschen der Welt. Ein Spiel um Macht, welches uns nicht selten eine morbide Art von Freude vermittelt, wenn wir sehen wie die Fäden ziehenden Hauptfiguren sich gegenseitig in ihre Netze verstricken. Allen voran geht hier natürlich unsere Hauptfigur, Frank Underwood (ja, seine Initialen sind F.U. - nicht ohne Grund...), exzellent gespielt von Kevin Spacey, welchen wir in der ersten Folge als kalkulierenden Kongressabgeordneten der aktuellen US Regierung sehen (echte Politiker treten nicht auf, alles hier ist zumindest oberflächlich gesehen fiktional). Dieser nimmt sich vor, ohne Rücksicht auf Verluste seinen Weg an die Spitze des Weißen Hauses zu beschreiten, nachdem man ihm eine eigentlich versprochene Beförderung verweigert. Underwood macht in dieser Situation gute Miene zu bösem Spiel, doch sehen wir hier, wie er in berühmter David Fincher-Manier die "Vierte Wand" bricht und direkt mit uns, den unbeteiligten Zuschauern über das redet, was er denkt aber niemals laut aussprechen würde. Das passiert auch schon in der ersten Szene der ersten Staffel, in der Frank Underwood mit bloßen Händen einen von einem Autofahrer angefahrenen Hund erdrosselt und uns mit eiskalter Miene ins Gesicht schaut und sagt:

Es gibt zwei Arten von Schmerz. Der Schmerz der einen stärkt und sinnlosen Schmerz... Der Schmerz der nur Leid mit sich bringt. Ich habe keine Geduld für sinnlose Dinge. Momente wie diese, erfordern jemanden der handelt... Der das Unangenehme übernimmt.. Das Notwendige.

Wer auch nur im Ansatz die Beteiligten mag, oder generell Fan von intelligenter Unterhaltung ist, sollte hier definitiv mal reinschauen. Es ist zugegeben stark gefüllt von teilweise unverständlichem politischen Gerede (weil das System in den USA so anders ist, als hier bei uns), doch ist es einfach eine große Freude mit anzusehen, wie Underwood seine Schachfiguren stets perfekt platziert um stets über den Dingen zu stehen. Auch seine eiskalte Frau hilft ihm dabei, stets an allen Fronten mit seinen Lügen und Intrigen jegliche Konkurrenz gnadenlos auszuschalten. 

Rein Schauspielerisch hat House Of Cards neben dem eigentlich grundsätzlich perfekten Kevin Spacey auch noch mehr zu bieten. Kate Mara, die ältere Schwester von Rooney Mara (Verblendung, The Social Network, Her), hat durch ihr überzeugendes Schauspiel als über-neugierige Reporterin nun sogar eine Hauptrolle im neuen Fantastic Four Reboot als Sue Storm ergattert und wird demnächst an der Seite von Johnny Depp in Transcendence zu sehen sein (dazu folgt die Tage mehr). Auch Corey Stoll war Dank House Of Cards kürzlich in Non-Stop zu sehen und spielt vermutlich den Bösen in Marvels Ant-Man Film. So könnte ich natürlich jetzt den ganzen Tag weitermachen, empfehle euch aber an dieser Stelle einfach gern noch einmal, diese exzellente Serie selbst mal anzutesten. Nachdem Breaking Bad beendet ist, braucht man schließlich eine neue, hochintelligente Dramaserie. House Of Cards könnte dieses Loch füllen. 

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